Milchpreiskrise: Landwirte erhalten auch bei teurer Markenmilch die gleichen Auszahlungspreise
- 01.06.2016
- News
- Redaktion
Am vergangenen Montag lud das Bundeslandwirtschaftsministerium zum sogenannten „Milchgipfel" ein, um über die Zukunft der Milchproduzenten zu beraten. Die mehr als 23 Millionen Kühe in Europas Ställen geben mehr Milch, als exportiert werden kann – Folge davon sind fallende Auszahlungspreise an die Landwirte.
Als kurzfristige Hilfe kündigte Minister Schmidt nun ein Hilfspaket von 100 Millionen Euro für die betroffenen Milchbauern an. Darin enthalten sind zum Beispiel Existenzsicherungshilfen, Steuerentlastung aus Gewinnglättung und Freibetragsregelungen zur Schuldentilgung.
foodwatch kritisiert in diesem Zusammenhang Schmidts Äußerung im Vorfeld des „Milchgipfels“, wonach auch die Verbraucherinnen und Verbraucher etwas gegen den Preisverfall tun könnten, wenn sie nicht immer zur billigsten Milch greifen würden.
Bei Bio-Milch geringere Diskrepanz
Insgesamt hat foodwatch die aktuellen Preise von 31 handelsüblichen Milchmarken aus dem Kühlregal (ESL-Milch) und H-Milch sowohl aus konventioneller als auch aus ökologischer Herstellung verglichen. Im Handel betrug die Preisdifferenz zwischen konventioneller Discount-Milch und einem Markenprodukt (bei ESL und bei H-Milch) zuletzt bis zu 83 Cent pro Liter (plus 180 Prozent). Die günstigste Eigenmarke kostete bei fast allen Handelsketten 0,46 Euro, das teuerste Markenprodukt lag bei 1,29 Euro. Dagegen betrug der Unterschied beim Auszahlungspreis an die Bauern maximal fünf Cent (plus 20 Prozent).
Im Bio-Segment der Handelsmarken ist die Diskrepanz zwischen Verkaufspreis im Supermarkt und dem Auszahlungspreis aktuell für die Bauern weniger eklatant. Die Bio-Milchbauern erhielten in den letzten Monaten um 48 Cent pro Liter. Für Verbraucherinnen und Verbraucher kostet die Bio-Milch der Handelsmarken aktuell knapp über einem Euro.
Bei Bio-Milch werden die höheren Supermarktpreise demnach eher an die Landwirte weitergereicht. Dennoch ist es den Konsumentinnen und Konsumenten laut foodwatch kaum möglich, auf breiter Front über ihr Einkaufsverhalten den niedrigen Marktpreisen entgegenzuwirken.