Fehlinformationen in Beiträgen zum Thema Krebs in sozialen Medien sind weit verbreitet. © fizkes /iStock/Getty Images Plus

Krebsprävention und -therapie: Mehrheit der Beiträge in sozialen Medien enthält Fehlinformationen

  • 03.01.2022
  • News
  • Anna Sidorenko

Jeder dritte der beliebtesten Beiträge zum Thema Krebsbehandlung und -therapie in den sozialen Medien enthält Fehlinformationen und die überwiegende Mehrheit dieser Artikel enthält Empfehlungen, die potenziell gesundheitsschädlich sind, so eine aktuelle Studie. Die Studie wurde im Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht.

„Wir haben festgestellt, dass Fehlinformationen in Beiträgen zum Thema Krebs in den sozialen Medien weit verbreitet sind und die große Mehrheit dieser Posts gesundheitsschädliche Informationen enthält", sagt Dr. Skyler Johnson, Arzt und Wissenschaftler am Huntsman Cancer Institute (HCI) an der Universität von Utah und Hauptautor der Studie. „Viele der Artikel, auf die wir gestoßen sind, empfehlen, die Krebsvorsorge, -diagnose oder -behandlung zu verzögern und sprechen Empfehlungen zugunsten von Techniken oder Behandlungen aus, die wissenschaftlich nicht fundiert sind", so Johnson.
Weiterhin ergab die im Journal of the National Cancer Institute veröffentlichte Studie, dass Artikel mit Fehlinformationen mehr Klicks und Gefällt-mir-Angaben bzw. Likes erhalten als Beiträge mit evidenzbasierten Informationen.

Für die Studie verwendeten Johnson und seine Kollegen eine Software, die Online-Daten auswertet, um die 200 beliebtesten englischsprachigen Artikel auf Social-Media-Webseiten zu den vier häufigsten Krebsarten zu finden: Brust-, Prostata-, Darm- und Lungenkrebs. Die Beiträge wurden auf Facebook, Reddit, Twitter oder Pinterest veröffentlicht.

Das Forschungsteam überprüfte jede Website darauf hin, ob die Informationen in den Beiträgen korrekt waren und/oder die Beträge das Potenzial hatten, (gesundheits-)schädlich zu sein. Als schädlich wurde unter anderem gewertet, wenn die Behauptungen in dem Artikel dazu führen könnten, dass eine medizinische Behandlung verzögert wurde, die Empfehlungen möglicherweise toxische gesundheitliche Auswirkungen haben und oder die Empfehlungen kostspielig sind. So wurde beispielsweise ein Artikel, in dem empfohlen wird, eine herkömmliche Krebsbehandlung zugunsten von der Einnahme von Backpulver abzulehnen, als schädlich eingestuft. Aktuell liegen keine Hinweise dafür vor, dass Backpulver oder eine alkalische Ernährung eine wirksame Krebstherapie ist.

Die Ergebnisse zeigten, dass nach der Analyse 33 Prozent der Beiträge als Fehlinformationen eingestuft wurden. Von dieser Gruppe enthielten 77 Prozent Informationen, die sich negativ auf die Behandlung und den Gesundheitszustand der PatientInnen auswirken könnten. Die durchschnittliche Anzahl der Zugriffe auf Beiträge mit Fehlinformationen war höher als bei Beiträgen, die wissenschaftlich fundiert waren.

„Weil die sozialen Medien so persönlich sind, neigen wir dazu, den Menschen oder Gruppen, denen wir folgen, zu vertrauen, und es gibt eine Tendenz, weniger kritisch über das nachzudenken, was man sieht", sagt Karen Collins, MS, RDN, Ernährungsberaterin am American Institute for Cancer Research (AICR). Als Gesundheitsexpertin erlebe sie dies immer wieder.
Persönliche Geschichten in den sozialen Medien seien allgegenwärtig, und es ist verständlich, dass die Menschen danach suchen oder sie diese in ihren Feeds finden, erklärt Karen Collins. „Ernährung ist etwas, mit dem jeder etwas anfangen kann, und Menschen, die Krebs vorbeugen oder behandeln wollen, möchten das Gefühl haben, dass sie etwas tun und damit die Kontrolle ausüben können", so Collins.

Bereits eine frühere Studie des AICR, die sich auf die Plattform Pinterest konzentrierte, ergab, dass etwa ein Viertel der untersuchten Posts/Pins Falschaussagen über die Krebsprävention und -therapie von Brustkrebs aufstellten. Ein Großteil dieser Fehlinformationen bezog sich auf die Krebsvorbeugung und -therapie mit Kurkuma, grünem Tee, Vitamin D und anderen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, dass NutzerInnen sozialer Medien wissenschaftlich fundierte Informationen über Krebsprävention und -therapie von nicht-seriösen Quellen unterscheiden können. Es bestehe auch ein dringender Bedarf, Krebs-Fehlinformationen auf nicht-textbasierten sozialen Medienplattformen, wie Instagram, TikTok und YouTube, zu untersuchen.

Für NutzerInnen sozialer Medien, die auf Beiträge zum Thema Ernährung und Krebs stoßen, nennen Collins und andere ExpertInnen sieben Möglichkeiten, wie man Tweets, Posts und Pins erkennen kann, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Fehlinformationen enthalten. Welche Tipps das sind und mehr Informationen über die Studie, erfahren Sie hier.

Quelle:
American Institute for Cancer Research: How to Sift Through Cancer and Nutrition Misinformation on Social Media. Pressemeldung vom 14.09.2021

Literatur:
Cancer Misinformation and Harmful Information on Facebook and Other Social Media: A Brief Report. JNCI: Journal of the National Cancer Institute. Published 22 July 2021

 

 

 

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