Euterentzündungen und Knochenbrüche: Wie krank sind Nutztiere in Deutschland?
- 04.09.2018
- News
- Redaktion
Fast jedes vierte Tierprodukt im Handel stamme von einem kranken Tier, so die Organisationen Vier Pfoten, Greenpeace und Foodwatch, die in einem Positionspapier ein bundesweites Tiergesundheitsmonitoring zur betriebsgenauen Erfassung und Bekämpfung produktionsbedingter Erkrankungen der Nutztiere fordern.
„Statt mit dem Tierwohlkennzeichen lediglich Alibi-Maßnahmen vorzunehmen, muss Frau Klöckner sicherstellen, dass insgesamt nur Produkte von tiergerecht gehaltenen und gesunden Tieren in den Handel kommen“, sagte Rüdiger Jürgensen, Country Director, Vier Pfoten Deutschland im Namen der drei Organisationen. Bei Mastschweinen könnte laut Studien von Lungenerkrankungsraten um die 50 Prozent und von schmerzhaft verdickten Gelenken um die 40 Prozent ausgegangen werden. Bis zu 90 Prozent der Milchkühe erkrankten mindestens einmal im Jahr, sei es am Euter, an Stoffwechsel-Störungen oder an den Klauen. Masthühner und Puten könnten am Ende der Mast aufgrund ihres schnellen Wachstums nicht mehr richtig laufen. Sie verdursteten deswegen teilweise und über 50 Prozent der Legehennen erlitten Knochenbrüche.
Tierwohlkennzeichen in der Kritik
Eine wesentliche Rolle spielen laut den Organisationen die Haltung und die physiologischen Belastungen, die auf jedes Tier individuelle Auswirkungen in puncto Tiergesundheit nehmen könnten – hier habe das Management, also wie der Tierhalter selbst die unterschiedlichen Faktoren gestaltet, einen großen Einfluss. Deshalb unterscheide sich der Gesundheitsstatus von Hof zu Hof sehr.
Das von Julia Klöckner vorgelegte freiwillige Tierwohlkennzeichen könne die miserable Situation vieler Nutztiere nicht verbessern, kritisierten die drei Organisationen. Denn es setze lediglich Mindeststandards für formale Haltungsbedingungen wie etwa Auslauf und Herdengröße – Kriterien für die Tiergesundheit würden hingegen fehlen. Ohnehin könnten selbst optimistischen Schätzungen zufolge lediglich 20 Prozent der Nutztiere von dem freiwilligen Siegel profitieren.
Es sei laut Positionspapier der Tier- und Verbraucherschutzorganisationen daher unbedingt notwendig, das Ausmaß der Erkrankungen der Nutztiere endlich bundesweit systematisch, flächendeckend und betriebsgenau zu erfassen, zu analysieren und jeweils geeignete Verbesserungsmaßnahmen in auffälligen Betrieben zu ergreifen.
Quelle: Foodwatch