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Auch zu viel Schlaf wurde in mehreren Studien mit ungünstigen Folgen wie Übergewicht und einem höheren Risiko für Diabetes in Zusammenhang gebracht. © dima_sidelnikov / iStock / Thinkstock

Metabolisches Syndrom: Zu kurzer und zu langer Schlaf stören den Stoffwechsel

  • 04.11.2016
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  • Redaktion

Die hormonelle Störung Metabolisches Syndrom könnte nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) durch die richtige Dosis Schlaf eingeschränkt werden. Eine kürzlich im Fachmagazin „The Lancet Diabetes & Endocrinology" veröffentlichte Arbeit legt nahe, dass Schlafentzug, zu viel Schlaf und auch die Störung des normalen Tag-Nacht-Wechsels zu einer Insulinresistenz führen.

Übergewichtige Menschen bei denen Symptome wie erhöhter Blutdruck, ein gestörter Fettstoffwechsel und ein gestörter Zuckerstoffwechsel in Form einer Insulinunempfindlichkeit oder -resistenz auftreten, leiden am Metabolischen Syndrom. Als wesentliche Ursachen des Metabolischen Syndroms gelten Bewegungsmangel und Überernährung.

Weniger bekannt ist, dass auch Schlafmangel das hormonelle Gleichgewicht aus dem Lot bringen kann. Jede Stunde weniger Schlaf pro Tag sei in epidemiologischen Studien mit einer Zunahme von Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, erhöhten Cholesterinwerten und einem Bluthochdruck verbunden, so Professor Dr. med. Sebastian M. Schmid von der Medizinischen Universitätsklinik I in Lübeck.

Den Ursachen sind Schmid und Kollegen im Schlaflabor nachgegangen. Nicht nur Schlafentzug, sondern auch eine Störung des normalen Tag-Nacht-Wechsels führen dort schon in wenigen Tagen zu einer hormonellen Störung – einer Insulinresistenz. Außerdem verschiebt sich das Gleichgewicht von Hunger regulierenden Hormonen mit einem vermehrten Appetit als Folge. Es kommt im limbischen System des Gehirns zudem zu einer Aktivitätsänderung der Belohnungszentren. Die Studien zeigen hier, dass Schlafmangel Hunger, Appetit und letztlich auch die Nahrungsaufnahme steigern kann, sagt der der Leiter der Endokrinologie, Diabetologie & Internistischen Adipositasmedizin.

Weitere Forschung notwendig

Zu viel Schlaf kann ebenfalls schädlich wirken: Mehreren Studien bringen ungünstige Folgen wie Übergewicht und ein höheres Risiko für Diabetes in Zusammenhang mit zu ausgiebigen Ruhephasen von mehr als neun Stunden Schlaf am Tag. Das Risiko scheint besonders dann erhöht zu sein, wenn ein Zuviel an Schlaf mit wenig Bewegung verbunden ist.

Da es sich bei vielen dieser Untersuchungen um epidemiologische Studien handelt und die vorliegenden Interventionsstudien nur über einen kurzen Zeitraum von wenigen Tagen durchgeführt wurden, erscheint ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Schlafdauer und dem Risiko für Übergewicht und Diabetes sehr wahrscheinlich. Dennoch sollte im Rahmen zukünftiger Studien gezielt untersucht werden, ob eine verbesserte Schlafhygiene ein Metabolisches Syndrom verhindern kann.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften



Literatur: Schmid SM., Hallschmid M., Schultes B.: The metabolic burden of sleep loss. Lancet Diabetes Endocrinol 2014. Published Online. March 25, 2014.

Hallschmid M., Oster H., Schultes B., Schmid SM.: Kurzer, gestörter und unregelmäßiger Schlaf: Die schädlichen Auswirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel. Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 1278–1283.

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