Aktuell im Heft: Zucker oder Zucker? Same Same But Different
- 05.03.2019
- News
- Stella Glogowski
Als Erdnussliebhaberin bekam ich letztens einen vermeintlich „gesunden“ Snack in die Hand gedrückt: Einen Erdnussriegel, auf der Verpackung abgebildet ein athletischer Kletterer an einer überhängenden Felswand. Nach dem ersten Bissen war ich verwirrt und checkte die Zutatenliste, denn: Erdnuss nahm ich nur in Spuren wahr. Hauptzutat? Reissirup.
Noch eine „Zucker“geschichte: Eine Freundin (es gibt sie wirklich) erzählte mir von ihrem Vorsatz, einige Wochen lang auf zugesetzten Zucker zu verzichten. Ihr Müsli süßte sie mit Agavendicksaft.
Nicht nur ich frage mich: Warum werden Zuckeralternativen wie Reissirup, Agavendicksaft oder Kokos(blüten)zucker von vielen als gesunde Alternativen zu Haushaltszucker wahrgenommen, vermarktet und kaum mit Zucker in Verbindung gebracht? Darauf gibt es so viele Antworten, wie es Zuckeralternativen gibt. Offensichtlich hilft einigen dieser Produkte die vermeintliche Nähe zu Superfoods (exotisch, teurer = besser). Das transportieren auch die Verpackungen und das Marketing (Kletterer, Agavenstaude, Kokosblüten …). VerbraucherInnen wird suggeriert: Du isst etwas Pflanzliches, Natürliches – und Exklusives. Nicht einfach „bösen“, bleichen, nährstoffarmen aber energiedichten Industriezucker.
Was dabei leicht vergessen wird: Auch der übliche Haushaltszucker wird ursprünglich aus Pflanzen gewonnen; extrahiert aus „schnöden“ Rüben oder aus Zuckerrohr. Letzteres kommt jedoch, wie auch Agaven, Ahornbäume, Reis und Kokospalmen, nicht von hiesigen Feldern. Rübenzucker, Apfel- und Birnendicksaft, zum Teil auch Gerstenmalz, legen da weniger weite Wege zurück.
Klar ist uns Ernährungsfachkräften doch, dass Zucker (egal aus welcher Pflanze, ob kristallisiert oder sirupartig) mit 4 kcal/g viel Energie enthält und nur in Maßen verzehrt werden sollte (Empfehlung zur maximalen Zuckerzufuhr von DGE, DAG und DDG in der Februar-Ausgabe). Welche ernährungsphysiologischen, praktischen und ökologischen Unterschiede es noch zwischen Zucker und Zuckeralternativen gibt, beschreibt Dr. Jana Maria Knies ausführlich im Special-Beitrag der Februarausgabe.
Werden Zuckeralternativen wegen ihres speziellen Aromas eingesetzt, aufgrund ihres zum Teil geringeren Verarbeitungsgrads und höheren Preises auch noch sparsamer und wertschätzender, sind dies doch weitere Gründe, die für einen wohlbedachten Konsum sprechen (besser als Zucker en masse, egal ob im Müsli oder Riegel).
Zucker oder Zucker, Same Same But Different: Alle Varianten nur in Maßen verzehren, aus gesundheitlichen Gründen sowieso – aus ökologischen Gründen (Herkunft) obendrein!
Herzlichst, Ihre Stella Glogowski