Grüner Tee
Grüner Tee wird im Beutel, lose, in Kapseln oder als Matcha-Pulver aus gemahlenen Grünteeblättern verkauft. © Chiociolla/iStock/Thinkstock

Lebensmittelsicherheit: Einige grüne Tees auf Dauer für die Gesundheit riskant

  • 05.11.2015
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  • Redaktion

Vor rund einem Jahr (11/2014) fand Stiftung Warentest kritische Substanzen in schwarzem Tee – nun testete sie 25 grüne Tees. Die Schadstoffanalysen ergaben: Keiner der 25 Tees im Test ist frei von Schadstoffen; egal ob lose, Matcha-Pulver, in Beuteln oder Kapseln. Sieben sind so stark belastet, dass sie auf Dauer die Gesundheit gefährden können. Nur fünf Grüntees seien unbedenklich: die Tees im Beutel von Alnatura, Gepa und Teekanne, der Kapseltee von Nestlé und der Matcha-Tee von Emcur. Keiner der 25 getesteten Tees war radioaktiv belastet.

Anbauen, Ernten, Trocknen, Lagern, Transportieren, Verpacken – mit jedem Produktionsschritt können Schadstoffe in den Tee gelangen. Besonders auffällig sind die potenziell krebserregenden Substanzen Pyrrolizidinalkaloide und Anthrachinon. Pyrrolizidinalkaloide gelangen vermutlich über versehentlich mitgeerntete Wildkräuter in den Tee.

Einen gesetzlichen Grenzwert für Pyrrolizidinalkaloide gibt es nicht, aber eine Tageszufuhr, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „hinsichtlich möglicher Krebsrisiken als wenig bedenklich angesehen“ wird. So sollte ein 60 kg schwerer Erwachsener langfristig nicht mehr als 0,42 µg täglich aufnehmen. „Teetrinker können diese Menge schnell überschreiten“, sagt der Leiter des Tests, Lebensmittelchemiker Thomas Koppmann. Bei den Tees von Norma, Meßmer und Netto Marken-Discount im Test reicht schon eine Tasse pro Tag aus, bei den Produkten von Aldi Süd, Kaufland und Penny zwei Tassen. Diese sechs Tees im Beutel schneiden mangelhaft ab. Zum Vergleich: Beim schwarzen Tee fiel nur ein geprüftes Produkt wegen dieser Risikosubstanzen durch. Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht. Für regelmäßige Teetrinker kann aber – im schlimmsten Fall – schon eine Tasse pro Tag gesundheitlich bedenklich sein, falls er über einen längeren Zeitraum einen der hochbelasteten Tees trinkt. Zudem ist nicht auszuschließen, dass er Pyrrolizidinalkaloide auch über andere Lebensmittel aufnimmt. Trinkt jemand nur selten grünen Tee oder wechselt zwischen stark und gering belasteten Tees ab, sieht das BfR kein Risiko.

Wie Anthrachinon in Tee gelangt, lässt sich nicht eindeutig beantworten – einige Daten weisen darauf hin, dass er beim Trocknen der Teeblätter entstehen könnte. Fakt ist: Wie schon beim Test von Schwarztees enthalten auch alle Grüntees den Schadstoff. Den gesetzlich zulässigen Höchstgehalt für Tee überschreitet diesmal kein Produkt. Eine sichere Tagesdosis lässt sich aus den wissenschaftlichen Daten für Anthrachinon aber nicht ableiten. Niemand kann sagen, wie viel davon gesundheitlich noch tolerierbar ist. Am besten sollte Tee so wenig wie möglich Anthrachinon enthalten.

Wie viel von den Stoffen in den Teeblättern landet im Tee, den der Verbraucher trinkt? Davon hängt ab, wie riskant sie letztlich sind. Anthrachinon geht zu etwa einem Drittel in den Aufguss über. Pyrrolizidinalkaloide können nach Auffassung des BfR sogar vollständig übergehen. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder Mineralölbestandteile landen aber praktisch nicht im Aufguss, zeigten Laborprüfungen von Stiftung Warentest. Anders sieht es bei Matcha-Tee aus. Er wird nicht aufgebrüht, sondern aus Grünteepulver angerührt. Die schlecht wasserlöslichen PAK und Mineralölbestandteile werden vollständig mitgetrunken. „Matcha haben wir in diesen Prüfpunkten strenger bewertet als die anderen Grüntees“, sagt Koppmann. Der Matcha von Imogti ist deshalb nur ausreichend. Der von Emcur gehört dagegen trotz strengerer Bewertung zu den besten Tees im Test.

Bio-Produkte
Vier der fünf guten, empfehlenswerten Grüntees sind Bioprodukte. Zwei weitere Biotees schneiden befriedigend ab, drei ausreichend. Schadstoffe aus der Umwelt, aus Herstellung, Lagerung oder dem Transport können biologisch und konventionell erzeugte Lebensmittel gleichermaßen belasten. Tabu im Bioanbau sind aber chemisch-synthetische Pestizide. Und tatsächlich: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln waren in fünf von neun Biotees nicht nachweisbar, in den vier anderen nur in sehr geringen Mengen. Sie erfüllen damit immer noch die Anforderungen, die der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) an Bioprodukte stellt.

Gunpowder G 601 nicht verkehrsfähig
Einer der schlechtesten Tees im Schadstofftest ist der lose chinesische Special Gunpowder G 601 aus dem Asialaden. Es fanden sich höhere Rückstände von einem Pestizid als zulässig. Da der gesetzliche Höchstgehalt überschritten wurde, hätte der Tee nicht verkauft werden dürfen. Zudem ist der chinesische Tee am höchsten mit Mineralölbestandteilen belastet, auch mit besonders kritischen aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOAH).

Teebranche gefordert
Stiftung Warentest appelliert, dass die Teebranche die Schadstoffgehalte in Tees wirksam senkt. Die Reaktionen der Anbieter auf den Test fallen unterschiedlich aus. Größtes Problem sind die Pyrrolizidinalkaloide. Norma hat laut eigener Aussage „die Ware aus dem Verkauf genommen“. Meßmer habe die Herkunftsländer von grünem Tee ausfindig gemacht, die für Pyrrolizidinalkaloide auffällig seien, und setze Tee aus betroffenen Gebieten „bis auf Weiteres nicht“ ein. Neben diesen beiden Unternehmen teilten auch Kaufland, Netto Marken-Discount und Aldi (Nord) mit, das Thema seit geraumer Zeit zu verfolgen und an Konzepten zur Minimierung zu arbeiten. Aldi Süd, Penny und Lidl nahmen zu der Belastung ihrer Produkte keine Stellung.

Quelle: Stiftung Warentest (2015) Tee: Einige grüne Tees für die Gesundheit auf Dauer riskant. 02.10.2015. URL: www.test.de/Tee-Einige-gruene-Tees-fuer-die-Gesundheit-auf-Dauer-riskant-4914954-0/

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