Gesundheitspolitik: Europäischer Plan zur Krebsbekämpfung
- 08.03.2021
- News
- Redaktion
Im Jahr 2020 wurde bei 2,7 Millionen (Mio.) Menschen in der Europäischen Union (EU) eine Krebserkrankung diagnostiziert und weitere 1,3 Mio. Menschen starben an Krebs. Ohne konsequente Maßnahmen wird die Zahl der Krebsfälle bis 2035 schätzungsweise um fast 25 % ansteigen und Krebs damit die häufigste Todesursache in der EU sein. Darüber hinaus hat die COVID-19-Pandemie schwerwiegende Auswirkungen auf die Krebsversorgung, indem sie die Behandlung unterbricht, die Diagnose und Impfung verzögert und den Zugang zu Medikamenten beeinträchtigt.
Der Europäische Plan zur Krebsbekämpfung soll durch Maßnahmen unterstützt werden, die sich über alle Politikbereiche erstrecken: von Beschäftigung, Bildung, Sozialpolitik und Gleichstellung über Marketing, Landwirtschaft, Energie, Umwelt und Klima bis hin zu Verkehr, Kohäsionspolitik und Steuern. Er gliedert sich in vier zentrale Aktionsbereiche mit 10 Leitinitiativen und zahlreichen unterstützenden Maßnahmen.
Ein Aktionsbereich ist die Prävention durch Maßnahmen gegen die wichtigsten Risikofaktoren wie Tabakkonsum (mit dem Ziel, dass bis 2040 weniger als 5 % der Bevölkerung Tabak konsumieren), schädlicher Alkoholkonsum, Umweltverschmutzung und gefährliche Stoffe. Zusätzlich wird eine "HealthyLifestyle4All"-Kampagne , die gesunde Ernährung und körperliche Aktivität fördert, ins Leben gerufen.
Ein weiter Handlungsbereich ist die Krebsfrüherkennung durch Verbesserung des Zugangs sowie Optimierung der Diagnostik. In den einzelnen Mitgliedstaaten soll sichergestellt werden, dass 90 % der Bevölkerung, die an Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs erkranken können, bis 2025 ein Screening angeboten wird. Um dies zu erreichen, wird ein neues, von der EU unterstütztes Krebsfrüherkennungsprogramm vorgeschlagen.
Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf Kinder gelegt, indem die Initiative Helping Children with Cancer ins Leben gerufen wird, um sicherzustellen, dass Kinder Zugang zu schneller und optimaler Krebsfrüherkennung, Diagnose, Behandlung und Pflege haben. Um Entwicklungen und Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen zu identifizieren, wird 2021 ein Register für Krebsungleichheiten eingerichtet. Zur Vorbeugung von infektionsbedingten Krebserkrankungen (wie Humane Papillomviren oder Hepatitis B) zielt der Krebsplan darauf ab, bis 2030 mindestens 90 % der EU-Zielpopulation von Mädchen zu impfen und die Impfung von Jungen deutlich zu erhöhen.
Um neue Entwicklungen und Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen zu identifizieren, wird 2021 ein Register für Krebsungleichheiten eingerichtet. Gleichzeitig sollen Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Versorgung und Medikamenten beseitigt werden und die Krebsdiagnostik und -behandlung soll durch besser integrierte und umfassende Krebsversorgungsmaßnahmen sichergestellt werden. Bis 2030 sollen 90 % der infrage kommenden PatientInnen Zugang zu nationalen Krebszentren haben, die über ein neues EU-Netzwerk verbunden sind. Darüber hinaus wird bis Ende 2021 eine neue Initiative "Krebsdiagnose und -behandlung für alle" gestartet, um den Zugang zu innovativen Krebsdiagnosen und -behandlungen zu verbessern. Zudem soll eine Europäische Initiative zum Verständnis von Krebs (UNCAN.eu) helfen, Personen mit hohem Risiko für häufige Krebsarten zu identifizieren.
Ein weiteres Ziel des europäischen Krebsbekämpfungsplans ist die Verbesserung der Lebensqualität von KrebspatientInnen und Überlebenden, einschließlich Rehabilitation, Sekundärprävention möglicher Tumorrezidive und metastasierender Erkrankungen sowie Maßnahmen zur Unterstützung der sozialen Integration und Wiedereingliederung in den Beruf. Es wird eine Initiative "Besseres Leben für Krebspatienten" gestartet, die sich auf die Nachsorge konzentriert.
Der Plan richtet den Fokus bei der Krebstherapie insbesondere auf einen multidisziplinären Behandlungsansatz. Dabei wird erstmals auch die Bedeutung der Ernährungstherapie als supportive Maßnahme in der Krebsbehandlung anerkannt. Eine individuell an den Patienten angepasste Ernährung kann nachweislich die Bewältigung der Krankheit unterstützen und Nebenwirkungen der Therapie verringern.
Um neue Technologien, Forschung und Innovation zu unterstützen, wird außerdem ein neues Wissenszentrum für Krebs ins Leben gerufen, das helfen soll, wissenschaftliche und technische krebsbezogene Initiativen auf EU-Ebene zu koordinieren. Hierbei soll die Entwicklung neuer computergestützter Instrumente zur Verbesserung der personalisierten Medizin und innovativer Lösungen gefördert werden.
Lesen Sie hierzu auch die Beiträge der ERNÄHRUNGS UMSCHAU zum Thema Krebs und Ernährung:
- „Ernährungsberatung von onkologischen Patienten“ von Kerschbaum et al. in 12/2019 ab S. M734, - „Mangelernährung in der Onkologie“ von Erickson et al. in Ausgabe 12/2018 ab S. M686 (kostenfrei zugänglich),
- das Editorial „Mangelernährung bei Krebs vermeiden“ in der gleichen Ausgabe (kostenfrei zugänglich) sowie
- den Beitrag „Ernährung und Krebsprävention – was wissen wir heute?“ in der kommenden Märzausgabe (ab 15. März 2021).
Quellen:
- European Commision: Europe’s Beating Cancer Plan: A new approach to prevention, treatment and care, Pressemitteilung vom 03.02.2021 (last accessed on 7. March 2021).
- Specialized Nutrition Europe: SNE and MNI welcome the multi-disciplinary approach proposed under Europe’s Beating Cancer Plan, Pressemitteilung vom 03.02.2021 (last accessed on 7. March 2021).