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Corona-Erkrankung: Fehl- und Mangelernährung sind unterschätzte Risikofaktoren

  • 13.05.2020
  • News
  • Redaktion

PatientInnen mit Fehl- und Mangelernährung haben schlechtere Prognosen, warnt ein Forschungsteam der Uni Hohenheim. Ein neuer Leitfaden für MedizinerInnen bündelt Empfehlungen und rät zur Prävention.

Durch COVID-19 besonders gefährdet seien Personen, die aufgrund von Alter und Vorerkrankungen zu Fehl- und Mangelernährung neigen – oder diese aufgrund der Entzündungsprozesse während der Intensivbehandlung entwickeln oder verstärken. Dazu könnten sogar Kinder gehören, warnt Prof. Stephan C. Bischoff von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Der Ernährungsmediziner fordert deshalb: „Die Prävention, Diagnose und Behandlung von Unter- und Fehlernährung sollte routinemäßig fester Bestandteil bei der Behandlung jedes COVID-19-Patienten sein.“

Als Mitglied eines internationalen AutorInnenteams veröffentlichte Prof. Bischoff jetzt einen Leitfaden mit 10 praktischen Empfehlungen in der Zeitschrift Clinical Nutrition. Initiator der ExpertInnenempfehlung ist die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Zwar befalle das Virus hauptsächlich die Atemwege, die Krankheit könne aber auch mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergehen, wodurch die Nahrungsaufnahme und -verwertung zusätzlich beeinträchtigt werde. In der Folge baue der Körper verstärkt Skelettmuskulatur ab, was wiederum zu einer Abnahme der Lebensqualität, zusätzlichen Krankheiten oder sogar einer Behinderung führen könne – und dies auch noch lange nach der Behandlung auf der Intensivstation.

Wichtig sei außerdem, dass gefährdete Personen gerade im Vorfeld einer möglichen COVID-19-Erkrankung verstärkt auf ihren Ernährungszustand achten. „Personen mit bekannter Fehl- und Mangelernährung oder einem Risiko dazu sollten sich dabei idealerweise von erfahrenen Ernährungsberatern oder -medizinern unterstützen lassen“, rät Prof. Bischoff.

PatientInnen in Quarantäne sollten sich regelmäßig körperlich betätigen

Ähnlich wichtig wie die Ernährung sei auch die regelmäßige körperliche Betätigung von PatientInnen, die aufgrund eines COVID-19-Verdachtes in Quarantäne leben. „Die 14-tägige Quarantäne zu Hause fördert jedoch eine sitzende oder liegende Lebensweise, z. B. vor dem Fernseher oder dem Computer. In der Folge nehmen die regelmäßige körperliche Aktivität und damit der Energieverbrauch ab“, warnt Prof. Bischoff. Daher könne die Quarantäne zu einer Verschlechterung chronischer Erkrankungen, Gewichtszunahme, dem Abbau von Skelettmuskulatur sowie einer reduzierten Immunantwort führen. Dies wiederum fördere das Erkrankungsrisiko nichtinfizierter Personen in Quarantäne.

Ein regelmäßiges Training zu Hause mit verschiedenen einfachen und leicht umsetzbaren Übungen sei bereits gut geeignet, um das Fitnessniveau aufrechtzuerhalten. Dabei kämen z. B. Kräftigungsübungen, Balancetraining, Dehnübungen oder eine Kombination in Frage.

Weitere Ergebnisse und ExpertInnen zum Thema Corona-Krise und ihre Folgen finden Sie hier.


Quelle:
Universität Hohenheim, Pressemeldung vom 28.04.2020

Aktuelle Publikation:
Barazzoni R, Bischoff SC, Breda J, Wickramasinghe K, Krznaric Z, Nitzan D, Pirlich M, Singer P, endorsed by the ESPEN Council, ESPEN expert statements and practical guidance for nutritional management of individuals with SARS-CoV-2 infection, Clinical Nutrition, https://doi.org/10.1016/j.clnu.2020.03.022

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