Das Agrar-Ernährungs-Glossar soll die Kommunikation zwischen den Disziplinen fördern. © valiantsin suprunovich/iStock/Getty Images Plus

Aktuell im Heft: Agrar-Ernährungs-Glossar: Zusammenarbeit bedarf des gegenseitigen Verstehens

  • 13.10.2021
  • News
  • Prof. Dr. Michael B. Krawinkel

In der interdisziplinären Arbeit sehen sich WissenschaftlerInnen damit konfrontiert, dass sie nicht die gleiche Fachsprache sprechen. Das fängt mit den Begriffen Nahrungssicherheit und Ernährungssicherheit an und setzt sich fort mit der unterschiedlichen Kategorisierung von Makro- und Mikronährstoffen und vielem anderen. Daher wurde in einem interdisziplinären Workshop ein interaktives Agrar-Ernährungs-Glossar erstellt, das Jordan, Heil und Keding und diesem Heft vorstellen.

Die Herausforderungen der Humanernährung sind nicht nur Thema der Ernährungswissenschaft mit all ihren Spezialisierungen, sondern auch zentral für Agrarwissenschaft und Humanmedizin. Sich diesen Herausforderungen zu stellen, erfordert sowohl die Bereitschaft als auch die Fähigkeit zu interdisziplinärer Arbeit.
Nun gibt es einen wichtigen Anlauf, die Kommunikation zwischen den Disziplinen zu fördern. Ausgehend von unterschiedlicher Ausbildung und von konkreten Projekterfahrungen fand 2019 ein vom BMEL/BLE gefördertes Treffen von 22 Forscherinnen und Forschern in Gießen statt, die den unterschiedlichen Gebrauch von Begriffen zusammengetragen und diskutiert haben. Ziel war nicht die Vereinheitlichung, sondern die Sensibilisierung für und das Verständnis der Unterschiede in der Wahrnehmung von Begriffen, Sachverhalten und Verfahren. Aus dem Workshop entstand das Projekt eines interdisziplinären Glossars für ernährungs- und agrarwissenschaftliche Forschung. Das Ergebnis wird in diesem Heft vorgestellt: Beitrag „Einheitlicher Zugang zu Fachbegriffen in ernährungs- und agrarwissenschaftlichen Forschungsprojekten: ein interaktives Glossar “ von Jordan, Heil und Keding. Diesem Glossar ist eine breite Wahrnehmung zu wünschen, damit die Abgrenzungen von Wissenschaftsgebieten und Fachterminologien einer Zusammenarbeit und – wie die Autorinnen es nennen – einem holistischen Ansatz nicht im Wege stehen.
Die Überwindung der Begrenzungen durch die fachspezifische Terminologie ist nicht nur mit Bezug auf globale oder internationale Ernährung relevant, sondern genauso in Deutschland und Europa. Nahrung ist die Grundlage aller Ernährung, aber wie sich Menschen ernähren, ist biologisch, historisch, wirtschaftlich, kulturell, psychologisch und religiös geprägt. Aus Nahrung wird Ernährung, indem sie verzehrt wird; und Verzehr bedeutet für Säuglinge und Kleinkinder, Kranke und Alte, dass sie der persönlichen Unterstützung bedürfen. Ernährung umfasst die Gesamtheit aller Nährstoffe (inkl. Ballaststoffe) und bioaktiver Inhaltsstoffe sowie ausreichend Flüssigkeit.
Neben die Primärproduktion von Nahrung ist die Verarbeitung in verschiedensten Formen getreten; sie macht aus Nahrung Produkte, die über Märkte zu den Konsumentinnen und Konsumenten kommen. Diese Marktmechanismen sind zu sekundären Steuerungselementen der Ernährung geworden und beziehen nicht nur Lebensmittel, sondern auch Nahrungsergänzungsmittel zunehmend ein. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, ist interdisziplinäre Kommunikation unverzichtbar. Dafür haben wir jetzt ein interaktives Glossar, das zur Mitarbeit einlädt.

Ihr
Prof. Dr. Michael B. Krawinkel



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