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Britische Konsumenten zahlen zweimal für ihre Lebensmittel: Einmal an der Kasse und einmal über Steuern und Co., um die durch Erzeugung und Handel entstandenen Schäden auszugleichen. © moodboard / moodboard / Thinkstock

Externe Kosten in Großbritannien: Lebensmittel doppelt so teuer wie Ladenpreis

  • 09.02.2018
  • News
  • Stella Glogowski

Ein Bericht des "Sustainable Food Trust" hat gezeigt, dass Steuerzahler in Großbritannien letztendlich zweimal so viel Geld für Lebensmittel aufwenden müssen, als sie beim tatsächlichen Lebensmitteleinkauf zahlen. Die versteckten beziehungsweise externen Kosten für Lebensmittel sind dort also genauso hoch wie der Kaufpreis im Geschäft.

Die Kosten belaufen sich auf 120 Milliarden britische Pfund (ca. 137 Milliarden Euro) pro Jahr und sind damit weitaus höher, als bisher angenommen. Diese Kosten werden jedoch nicht von den Verursachern, den Lebensmittelproduzenten und -händlern getragen, sondern auf die Gesellschaft umgewälzt. 

Britische Konsumenten zahlen also wortwörtlich zweimal für ihre Lebensmittel. Den größten Anteil dieser externen Kosten (etwa die Hälfte) verursachen intensive Produktionsmethoden durch Umweltverschmutzung, Zerstörung von Böden, Biodiversitätsverluste und negative Gesundheitseffekte. Gesundheitskosten, die durch ungesunde Ernährungsweisen entstehen, verursachen circa 37 Prozent der externen Kosten, also circa 37 Cent pro ausgegebenen Euro. Der Großteil dieser Kosten wird über Steuerzahlungen und Krankenkassen getragen und geht durch Einkommenseffekte aufgrund von Krankheit verloren.

Forderung an die Politik

Der Bericht [1] erörtert, dass diese Kostenexternalisierung sogar als „Anreiz“ dient, umwelt- und gesundheitsschädigend zu produzieren, zu handeln und dadurch höhere Gewinne zu erwirtschaften. Denn: Diejenigen, die nachhaltig Lebensmittel erzeugen und in den Handel bringen, müssen die höheren Kosten hierfür selbst tragen und zum Teil an die Kunden weitergeben.

Der "Sustainable Food Trust" fordert die Politik dazu auf, diese externen Kosten auf Erzeuger- und Handelsebene zu internalisieren und so den Kostenunterschied zwischen schädigend produzierten und nachhaltig produzierten Erzeugnissen anzugleichen. Dies sollte über eine Besteuerung von intensiven Landwirtschaftssystemen, etwa des Einsatzes von mineralischen Stickstoffdüngern, erfolgen. Die Erlöse sollten unter anderem genutzt werden, um Landwirte darin zu unterstützen, nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden einzusetzen.



Literatur:
1. Sustainable Food Trust. The hidden cost of UK food. (21.11.2017 / Zugriff 26.01.18) 
2. Puls T, Heinrich Böll Stiftung. Externe Kosten – Wahrheit und Legende. (2008 / Zugriff 26.01.18)
3. Deutscher Bundestag. Studien zu externen Kosten der Landwirtschaft seit 2006. (2016 / Zugriff 26.01.18)

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