Essstörungen gelten als eine der häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. © TopVectors /iStock/Gettyimages

StudienteilnehmerInnen gesucht: Interventionsstudie zu essanfallsbezogenen Störungen bei Jugendlichen

  • 10.02.2021
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Essstörungen gelten als eine der häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die am häufigsten verbreiteten Essstörungen sind essanfallsbezogene Störungen, wie die Bulimia nervosa (BN) und die Binge-Eating-Störung (BES). Pandemiebedingt ist aktuell eine Zunahme an Rückfällen sowie an Neuerkrankungen zu verzeichnen. Obwohl das Thema Essstörungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gesamtgesellschaftlich relevant ist, gibt es insbesondere für das Störungsbild essanfallsbezogene Störungen keine spezialisierten Behandlungsangebote für Jugendliche. Mit dem Ziel die Behandlungsangebote und -ergebnisse von Jugendlichen mit essanfallsbezogenen Störungen zu verbessern, führt die Universitätsmedizin Mainz die Kurzinterventionsstudie EXI(ea)T durch.

Unbehandelt können essanfallsbezogene Störungen chronisch verlaufen, d.h., der Teufelskreis aus emotionalem Essen und Kontrollverlust – zum Teil auch verbunden mit Erbrechen als kompensatorischer Verhaltensweise – verfestigt sich. In der Folge können langfristig schwere psychische Probleme, wie beispielsweise Angsterkrankungen auftreten.
ExpertInnen der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz führen in Kooperation mit der LWL-Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie die multizentrische, randomisiert kontrollierte Kurzinterventionsstudie EXI(ea)T durch. Im Rahmen der Studie EXI(ea)T soll die Wirksamkeit einer innovativen, nahrungsbasierten Intervention mit einer Standardintervention der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) verglichen werden. Hierfür sollen weibliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren das neue Therapieangebot erhalten.
Zwar hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als bisherige Standardbehandlung für die Therapie im Kindes- und Jugendalter als zufriedenstellend erwiesen, zu Therapieende erlebt allerdings noch immer rund die Hälfte der PatientInnen Essanfälle. Auch gelang es mit dieser Therapieform nur unzureichend, das oftmals mit essanfallsbezogenen Störungen einhergehende Übergewicht zu reduzieren.

Neuste Studien weisen darauf hin, dass die Fähigkeit, eigene Impulse und Gefühle regulieren bzw. kontrollieren zu können, Einfluss auf die Störung haben könnten. Und zwar dann, wenn der Mensch mit für ihn/sie schmackhaften Lebensmitteln, wie z. B. Schokolade konfrontiert wird, und daraufhin der Wunsch entsteht zu essen, obwohl kein Hungergefühl vorhanden ist. Nahrungsbasierte Interventionen, in denen Fertigkeiten direkt bei Konfrontation mit relevanten Nahrungsmitteln geübt werden, haben sich bereits bei Erwachsenen als sehr hilfreich erwiesen, wenn es darum ging, den direkten Konsum von „schmackhaften“ Nahrungsmitteln und den Wunsch zu essen sowie folglich auch die Essanfälle zu reduzieren.Auf diesen Erkenntnissen aufbauend vergleichen die WissenschaftlerInnen im Rahmen der Kurzinterventionsstudie EXI(ea)T die Wirksamkeit einer nahrungsbasierten Intervention mit der Standardintervention (KVT). Hierbei sind zentrale Fragestellungen u. a.: Lassen sich Therapieformen, die bei Erwachsenen erfolgreich zum Einsatz kommen, auf Kinder und Jugendliche übertragen? Können schnellere und stabilere Behandlungserfolge erzielt werden? Lässt sich so frühzeitig verhindern, dass essanfallsbezogenen Störungen chronisch und damit ein Risikofaktor für Folgeerkrankungen werden?
Das neuartige und kostenlose Therapieangebot EXI(ea)T wurde basierend auf langjährigen Erfahrungen in der Essstörungsforschung von therapeutisch versierten WissenschaftlerInnen entwickelt.
Die EXI(ea)T-StudienteilnehmerInnen nehmen an zwei Einzelsitzungen mit approbierten erfahrenen PsychotherapeutInnen in der Essstörungsbehandlung teil und erhalten eine umfassende Diagnostik nach aktuellen evidenzbasierten Goldstandards.

InteressentInnen für eine Studienteilnahme können sich unter exieat@unimedizin-mainz.de melden. Weitere Studieninformationen: EXI(ea)T - Raus aus den Essanfällen 


Quelle:
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,, Pressemitteilung vom 04.02.2021 Universitätsmedizin Mainz | Presse & Medien » Pressemitteilungen » Aktuelle Pressemitteilungen 

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