Gewichtsreduktion: Fünf Irrtümer
- 10.01.2022
- News
- Anna Sidorenko
Eine Gewichtsreduktion ist komplex und erfordert ein hohes Maß an Durchhaltevermögen. Für den Erfolg sind neben der Optimierung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens auch die Psyche und ausreichend Schlaf entscheidend. Einige Hersteller werben jedoch mit Präparaten, die mühelos große Erfolge beim Abnehmen versprechen. Doch in Überdosierung können solche Präparate schaden und gefährliche Wechselwirkungen mit Medikamenten haben, sagt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW).
Irrtum 1: Die angebotenen Diät-Präparate sind gut geprüft
Meist handelt es sich bei den angepriesenen Pulvern oder Pillen um Nahrungsergänzungsmittel. Diese sind nicht als Heil- oder Arzneimittel zugelassen und werden mit nur wenigen Angaben angemeldet. Auch eine Bezeichnung als „natürlich“ oder „rein pflanzlich“ ist kein Gütesiegel, da die Bezeichnung für Vitamine und Mineralstoffe rechtlich nicht geschützt ist. Darüber hinaus können auch natürliche Präparate unerwünschte Wirkungen haben. Insbesondere in vermeintlich ganz natürlichen Schlankheitsmitteln aus Internetshops werden häufiger illegale Arzneisubstanzen gefunden, teilweise sogar verbotene krebserregende Stoffe.
Irrtum 2: Entwässerungsmittel oder Appetithemmer sind ein leichter Weg zum Gewichtsverlust
Tatsächlich kann man durch Entwässerungspräparate schnell an Körpergewicht verlieren, jedoch handelt sich hierbei nicht um einen Fett- sondern einen Wasserabbau, der teilweise gesundheitsgefährdend ist. Ebenso problematisch sind Appetithemmer. So können Präparate mit Quell- und Ballaststoffen wie Glucomannan aus der Konjak-Wurzel einen Darmverschluss verursachen, wenn zu der Einnahme nicht ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird. Solche Mittel machen zwar tatsächlich schneller satt, jedoch droht nach Absetzen der Präparate aufgrund der Gewöhnungsphase ein Appetit auf große Portionen und damit ein Jo-Jo-Effekt. Eine bessere Alternative wäre, ballaststoffreiches Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide zu verzehren.
Irrtum 3: Formula-Diäten taugen als Komplettmahlzeit
Komplette Mahlzeiten in Pulverform zum Mixen von Diät-Shakes: Fertiggetränke bzw. Formula-Diäten versprechen, dass man sonst nichts zu sich nehmen muss. Das hört sich für viele VerbraucherInnen einfacher an als aufwändige Gerichte zu kochen. Doch der Körper braucht mehr als das, was in solchen Fertigmahlzeiten enthalten ist. Wenn alle drei Hauptmahlzeiten durch solche Pulver ersetzt werden sollen, ist deshalb der folgende Warnhinweis Pflicht „Darf ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Wochen verwendet werden“. Besser ist es, eine kurze Zeit nur eine Hauptmahlzeit dadurch zu ersetzen. Der Ersatz liefert dann nur 200–400 kcal statt der normalen 700–800 kcal einer Hauptmahlzeit. Dieser Einstieg in die Gewichtsreduktion funktioniert aber nur, wenn auch sonst weniger Energie aufgenommen wird.
Irrtum 4: Fatburner sind gesundheitlich unbedenklich
Sogenannte Fatburner adressieren vor allem SportlerInnen und BodybuilderInnen, aber auch alle anderen Menschen, die ihren Körperfettanteil reduzieren wollen. Sie enthalten häufig eine Vielzahl von Pflanzenextrakten, die in dieser Mischung auch bei niedriger Dosierung zu unerwarteten und unerwünschten Wirkungen führen können, vor allem auf das Herz-Kreislauf-System. Es kann zu Bluthochdruck und Herzrasen kommen, bis hin zu Herzinfarkten. Möglich sind auch Wechselwirkungen mit anderen eingenommenen Medikamenten. Je höher der Anteil des entsprechenden Stoffes, umso höher ist das Risiko der Präparate. Das früher in Fatburnern oft verwendete Ephedrin (Ephedra-Kraut) ist aufgrund der gefährlichen kardiovaskulären Nebenwirkungen seit einigen Jahren in Europa und den USA verboten. Dafür ist heute oft das ähnlich wirkende Synephrin aus Bitterorange (Citrus aurantium) enthalten, welches ebenfalls gesundheitlich bedenklich ist.
Irrtum 5: Nahrungsergänzungsmittel sind kalorienarm
Insbesondere Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform können viel Energie liefern und enthalten oft hohe Mengen Zucker. Da Energie- oder Zuckerangaben für Nahrungsergänzungsmittel jedoch nicht vorgeschrieben sind und daher oftmals nicht angegeben werden, können VerbraucherInnen getäuscht werden. Erkennbar ist ein hoher Zuckergehalt, wenn Begriffe wie Maltodextrin oder Zucker am Anfang der Zutatenliste stehen.
Fazit: Wer nachhaltig Gewicht reduzieren will, braucht eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung, ausreichend Schlaf und Entspannung. Häufig können aber auch Vor- oder Begleiterkrankungen, die Einnahme von bestimmten Medikamenten sowie psychische Erkrankungen Gewichtszunahmen oder Übergewicht bedingen.
Quellen:
- Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Gute Vorsätze: Fünf Irrtümer über das Abnehmen. Pressemeldung vom 28.12.2021
- Verbraucherzentrale: Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen: wenig wirksam bis gefährlich. Pressemeldung vom 04.03.2021