Poke Bowls © sveta_zarzamora/iStock/Getty Images Plus
Snackification beschreibt den Trend hin zu flexiblen, genussvollen Minimahlzeiten wie Poke Bowls, losgelöst von 3-Gänge-Menüs. © sveta_zarzamora/iStock/Getty Images Plus

Food Report 2020: Minimahlzeiten, Urban Food und Beyond Plastic

  • 11.06.2019
  • News
  • Stella Glogowski

In diesem Jahr stehen im Food Report Minimahlzeiten („Snackification“), urbane Lebensmittelerzeugung und -versorgung sowie der Trend „Beyond Plastic“ im Mittelpunkt. Zum siebten Mal in Folge beschreiben die FoodtrendforscherIn Hanni Rützler und Wolfgang Reiter, welche aktuellen Entwicklungen im Food-Bereich zu nachhaltigen (langfristigen) Trends zählen, die sich von kurzfristigen Moden und Medienhypes abheben.

Snackification: Minimahlzeiten statt 3-Gang-Menü
Der sich immer flexibler gestalten lassende (oder müssende) Alltag verändert auch die Essgewohnheiten. Da Gesundheit, Genuss und pflanzenbasierte, natürliche Zutaten wichtiger werden, müssen Convenience- und „to go“-Produkte aber auch gastronomische Angebote diese Anforderungen erfüllen. Snacks – im Sinne von kleinen Mahlzeiten, nicht Süßigkeiten oder Knabbereien – verdrängen die traditionelle dreiteilige Speisenfolge von Vorspeise, Hauptgang und Dessert.
Jedes Lebensmittel, jeder Gang und jede Speise kann zur Minimahlzeit (Mima) werden. In aller Munde sind Mimas wie Ramen (ein japanisches Nudelgericht), Burger, hawaiianische Poke Bowls oder vegetarische Buddha Bowls, Tapas, levantinische Mezze, japanische Bento-Boxen, chinesische Dim Sum – oder Snack-Kühlschränke in Büros.

Urban Food: Die Zukunft der Nahrungsversorgung liegt in der Stadt
Dass sowohl die Einstellung der Menschen als auch technologische Entwicklungen die Lebensmittelerzeugung in den Städten wachsen lassen, wird anhand vieler Beispiele deutlich. Sowohl Urban Gardening und (im größeren Stil) Urban Farming sowie Dachgärten sind Phänomene von StadtbäuerInnen (statt LandwirtInnen), aber auch technologische Ansätze wie dezentrale Pilzfarmen im Kühlschrank-Look, In-vitro-Fleisch oder von Architekten und Stadtplanern von Anfang an eingeplante Produktionsorte. Erzeugung, Verarbeitung und Konsum rücken so wieder näher zusammen.

Grafik © Zukunftsinstitut GmbH
Die diesjährige Food Trend Map des Reports. © Zukunftsinstitut GmbH

Trends in Transition
Um gesellschaftlichen Wandel auch in der Esswelt bzw. -branche begreifbar zu machen und die Zukunft als Gestaltungsraum zu verstehen, sind im Food Trend Report eingangs wieder diejenigen Trends zusammengefasst, die langanhaltenden, besonders hohen oder tiefgreifenden Einfluss haben, die sogenannten Megatrends: Konnektivität, Urbanisierung, New Work, Gesundheit, Gender Shift, Individualisierung und Neo-Ökologie. In der aktualisierten Food Trend Map sind zudem speziell übergreifende Food Trends zu Gruppen gebündelt dargestellt (Abbildung 1).

„Trends (…) verändern sich permanent. Manche von ihnen sind nur temporäre Erscheinungen, viele von ihnen entwickeln sich weiter, verschmelzen mit anderen Trends oder gehen letztendlich in den Mainstream über.“ Immer mehr Menschen in sogenannten Wohlstandsgesellschaften können über ihr Essen und die Wahl ihrer Lebensmittel befreit von Mangel, Traditionen und sozialen Normen entscheiden. Food Trends dienen der Orientierung in gesättigten Märkten und zur Lösung alltäglicher Essprobleme, Befriedigung kulinarischer sowie sozialer Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Beyond Plastic
Das von Öffentlichkeit und Politik immer stärker wahr- und ernstgenommene Plastikproblem stellt die Food- und Verpackungsbranche vor Herausforderungen: In was werden Lebensmittel in Zukunft verpackt? Gefragt sind bekannte Lösungen wie Pfandsysteme, unverpacktes Einkaufen und plastikfreie Supermärkte. Zugleich dynamisieren Start-ups den Markt durch innovative, nachhaltige Verpackungen bis hin zu verpackungsfreien Systemen: kompostierbare und sogar essbare Kunststoffverpackungen, plastikfreie Trinkhalme oder fettdichtes, hitzebeständiges und formbares „1 für 4-Papier“ aus Zellulose statt Alu-, Frischhaltefolie und Backpapier.

Eating Art: Innovation braucht Irritation
Im Themenschwerpunkt „Eating Art“ zeigen Hanni Rützler und Wolfgang Reiter futuristische Kunstprojekte, Ess-Denk-Fabriken und Ess-Events. „Innovation braucht Irritation“: Kunst und Design verändern so den Blick auf unser Essen. Ob Flechten als Nahrung oder synästhetische Dinner-Events, die Geschmack- und Gehörsinn zusammenbringen: Food Design soll nicht nur Essen und Speisen schön machen, sondern auch inspirieren.

Fazit
„Innovation braucht Irritation“: Diese Formulierung trifft auch auf den diesjährigen Food Report zu. Wie in den vorangegangenen Versionen haben Rützler und Reiter in dieser Ausgabe viele futuristische aber auch inspirierende Strömungen und Foodtrends zusammengetragen. Ernährungsfachkräften, in der Ernährungsbranche und im Journalismus Tätige kann der Food Report Einblicke in die derzeitigen Ernährungsströmungen bieten und sie zum aktiven Gestalten inspirieren.



Hanni Rützler, Wolfgang Reiter
Food Report 2020
Zukunftsinstitut GmbH (Hg) in Kooperation mit der Lebensmittel Zeitung, foodservice und gv-praxis (2019)
ISBN: 978-3-945647-60-8

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