Antibiotikaresistente Bakterien: Stellen Rohkost und Salat ein Gesundheitsrisiko dar?
- 13.02.2019
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- Redaktion
Bekannt ist, dass antibiotikaresistente Bakterien in Gülle, Klärschlamm, Boden und Gewässern vorkommen. Ähnliche Befunde bei pflanzlichen und anderen Lebensmitteln sind nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Prof. Andreas Hensel besorgniserregend. Was dies für das gesundheitliche Risiko von VerbraucherInnen bedeutet, solle nun vordringlich bewertet werden.
Für die Untersuchungen erwarb die Arbeitsgruppe um Prof. Smalla in deutschen Supermärkten Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander. Die Lebensmittelproben wurden auf die Gesamtheit übertragbarer Antibiotika-Resistenzgene (übertragbares Resistom) in Escherichia coli, einem meist harmlosen Darmkeim, untersucht. Hierbei konzentrierten sich die Wissenschaftler auf den Teil der Escherichia coli-Bakterien, die gegen den Wirkstoff Tetrazyklin resistent sind. Tetrazyklinantibiotika werden in der Tierhaltung eingesetzt, wo sie im Darm der Nutztiere die Entwicklung und Vermehrung resistenter Keime fördern können. Diese Keime, aber auch ein Teil der Antibiotika werden ausgeschieden und kommen dann über organische Dünger wie Gülle auf die Felder. Smallas Fazit: „Die Ergebnisse aus den umfangreichen Untersuchungen zeigen eindeutig, dass eine beachtliche Vielfalt von übertragbaren Plasmiden, das sind außerhalb der Chromosomen vorkommende Erbträger in Bakterien, mit Resistenzgenen in den E. coli aus Frischeprodukten gefunden wurde. Diese tragen Resistenzen gegen jeweils mehrere Antibiotikaklassen. E. coli-Bakterien mit diesen Eigenschaften waren auf allen drei geprüften Lebensmitteln zu finden.“
Übertragung von Resistenzen im menschlichen Darm
Kommen solche an sich harmlose Bakterien auf pflanzlichen Lebensmitteln vor, können sie bei deren Rohverzehr in den menschlichen Darm gelangen. Einmal aufgenommen, können die Bakterien ihre Plasmide im Darm an dort vielleicht vorkommende krankmachende Bakterien weitergeben. Man bezeichnet das als horizontalen Gentransfer. In der Natur versetzt der horizontale Gentransfer Bakterien in die Lage, sich schnell an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Wird ein Patient mit Antibiotika behandelt, haben Bakterien, die solche übertragbaren Resistenzgene in ihr Erbgut aufgenommen haben, einen Vorteil und vermehren sich stärker als ihre nicht so ausgestatteten Konkurrenten. Wie häufig es angesichts der geringen Belastung mit E. coli auf Salat zu einer Übertragung von Resistenzen im menschlichen Darm kommt, ist bisher nicht bekannt. Wenig bekannt ist auch, ob und in welchem Umfang es zu Erkrankungen durch so entstandene resistente Bakterien kommt.
Worauf vor dem Verzehr zu achten ist
Generell sollten VerbraucherInnen Rohkost, Blattsalate und frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser waschen, um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien zu minimieren. Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten darüber hinaus zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten. Durch das Waschen lassen sich die auf den pflanzlichen Lebensmitteln möglicherweise vorhandenen Krankheitserreger oder antibiotikaresistenten Bakterien jedoch nicht sicher entfernen. Deshalb ist es in seltenen Einzelfällen notwendig, dass besonders immungeschwächte Personen gemäß Anweisung ihrer behandelnden Ärzte, Gemüse und frische Kräuter vor dem Verzehr ausreichend (mindestens zwei Minuten auf 70 °C im Inneren des Lebensmittels) erhitzen. Die Studie des Julius-Kühn-Instituts, der Universität Gießen sowie der University of Idaho zu antibiotikaresistenten Keimen auf Pflanzen ist in der Fachzeitschrift mBio erschienen.
Literatur: Blau K, Bettermann A, Jechalke S et al. (2018) The transferable resistome of produce. mBio 9: e01300-18
Quelle: Julius-Kühn-Institut (JKI), Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung vom 08.11.2018