Statine, die zur Senkung des Cholesterinspiegels verordnet werden, haben Nebenwirkungen auf die Muskelzellen. © Shidlovski/iStock/Getty Images Plus

Metabolisches Syndrom: Statine hemmen Entwicklung und Wachstum von Muskelzellen

  • 27.05.2020
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  • Redaktion

Statine werden zur Senkung eines zu hohen Cholesterinwerts im Blut verordnet, um Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Allein in Deutschland nehmen fast fünf Millionen Menschen Statine ein.

Diese sind allerdings mit einer Reihe von Nebenwirkungen verbunden. Zu den häufigsten gehören Muskelkrämpfe und -schmerzen. „Angesichts der Nutzen von Statinen für die Gesundheit der westlichen Weltbevölkerung werden diese Nebenwirkungen jedoch oft als vernachlässigbar eingestuft“, meint Professorin Simone Spuler, Leiterin der Muscle Research Unit am ECRC (Experimental and Clinical Research Center), einer gemeinsamen Einrichtung des Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin und der Berliner Charité. Sie und ihr Team wollten es genauer wissen und herausfinden, was Statine konkret in den Muskelzellen auslösen.

Aufgabe der Statine ist es, ein bestimmtes Enzym bei der Cholesterinbildung zu blockieren, das HMG-CoA. In ihrer Untersuchung setzten die WissenschaftlerInnen insgesamt 22 Populationen menschlicher Skelettmuskelzellen jeweils zwei verschiedenen Statinen aus: Simvastatin und Rosuvastatin. Beide Statine drosselten in den Muskelzellen, so stellte sich heraus, nicht nur die Biosynthese von Cholesterin, sondern auch den Fettsäure-Stoffwechsel insgesamt sowie die Produktion von Eicosanoiden. „Mithilfe funktioneller Analysen konnten wir bestätigen, dass die Entwicklung, das Wachstum und die Teilung der Skelettmuskelzellen durch die Statine beeinträchtigt werden“, erklärt Spuler. Das Team fand auch einen Weg, um die negativen Effekte der Medikamente etwas einzudämmen: Die Gabe von n-3- oder n-6-Fettsäuren machte die Wirkungen von Simvastatin und Rosuvastatin teilweise rückgängig. Eine ergänzende Einnahme derartiger Präparate könne daher eine Möglichkeit sein, um einer Statin-Myopathie vorzubeugen oder sie zu behandeln.

„Dennoch sollten unsere Erkenntnisse meines Erachtens dazu führen, dass die Gabe von Statinen künftig sehr viel kritischer gesehen werden sollte, als es momentan der Fall ist“, sagt Spuler. In vielen westlichen Ländern der Welt hätten sich die Cholesterinsenker fast schon zu einem Life-Style-Präparat entwickelt. Das ist ihrer Ansicht nach „keinesfalls ein positiver Trend“. ÄrztInnen und PatientInnen sollten in jedem individuellen Fall den Nutzen und die möglichen Gefahren des Einsatzes von Statinen gut abwägen.


Quelle:
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, Pressemeldung vom 13.02.2020

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