Was kann personalisierte Ernährung leisten? Das Forschungsteam will zur Beantwortung dieser Frage beitragen. © AYDINOZON/iStock/Getty Images

Personalisierte Ernährung: Internationales Forschungsnetzwerk an der DHBW Heilbronn gegründet

  • 14.05.2021
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  • Redaktion

Was eine persönliche Ernährung tatsächlich leisten kann und wie diese den Gesundheitsstatus von Individuen nachhaltig optimieren kann, dem geht das Forschungsprojekt "Personalisierte Ernährung" der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn nach. Ein neu gegründetes Forschungsnetzwerk soll WissenschaftlerInnen aus der Medizin, den Ernährungswissenschaften, der Biologie und der Technik zusammenbringen und gemeinsame interdisziplinäre Forschungsprojekte anstoßen.

Die Selbstoptimierung durch eine personalisierte Ernährung entwickelt sich im digitalen Zeitalter zu einem fortschreitenden Food-Trend. „Wir sehen gerade ein Umdenken in Hinblick auf Essgewohnheiten und das Konsumverhalten“, erklärt Prof. Dr. Katja Lotz, akademische Leiterin des Forschungsprojekts und Studiengangsleiterin in BWL-Food Management an der DHBW Heilbronn.

Fast 20 % der 18- bis 34-Jährigen verfolgen laut einer Studie von Lightspeed/Mintel bereits einen personalisierten Essensplan, so Lotz. Ziel sei es, durch eine persönliche Ernährung die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu optimieren und Krankheiten zu vermeiden. Personalisierte Ernährung berücksichtige die Alleinstellungsmerkmale des Einzelnen, d. h. Alter, Geschlecht, klinische Indikatoren, den genetischen und metabolischen Hintergrund sowie die Interaktion des Körpers mit der individuellen Darmmikrobiom.

Was eine persönliche Ernährung aus wissenschaftlichem Standpunkt tatsächlich leisten kann, will das Forschungsteam untersuchen und sieht großen Nachholbedarf. Bislang fehle ein ganzheitlicher Ansatz, erklärt Dr. Cornelia Klug, wissenschaftliche Leiterin des Forschungsprojekts und Laborleiterin an der DHBW Heilbronn. Wichtigstes Ziel sei es, vorhandene Daten zu sammeln, innerhalb des Forschungsnetzwerks zur Verfügung zu stellen und ExpertInnen unterschiedlichster Fachgebiete zusammen zu bringen. Das Expertennetzwerk soll verschiedene Forschungsprojekte anstoßen.

Prof. Dr. med. Uwe Martens, Direktor der Klinik für Innere Medizin an der SLK-Klinik in Heilbronn, verfolgt im Tumorzentrum Heilbronn-Franken einen ganzheitlichen Behandlungsansatz für KrebspatientInnen; ein Teil ist die individuelle Ernährungsberatung. Es sei naheliegend, dass die genetischen Besonderheiten eines Tumorstoffwechsels auch durch eine gezielte Ernährung beeinflusst werden können, so Martens. Dabei gehe es nicht nur um die Ernährungsoptimierung für bereits Erkrankte, auch die Untersuchung des menschlichen Genoms und Mikrobioms könnte wesentlich sein, um individuelle Erkrankungsrisiken festzustellen und schon präventiv einschreiten zu können. Auch die individuelle Beeinflussung des Immunsystems durch eine personalisierte Ernährung sei ein spannendes wissenschaftliches Thema und bedarf noch viel Forschung, so Martens. Von einem dynamischen Forschungsnetzwerk erhofft er sich eine Plattform zum weltweiten Austausch für diese Forschungsfragen, um letztlich aus den neuen Erkenntnissen individuelle Ernährungsempfehlungen abzuleiten.

Bislang stecke die Forschung, insbesondere was den Zusammenhang zwischen Genetik und die Reaktion auf bestimmte Lebensmittel betrifft, jedoch noch in den Kinderschuhen. „Menschen reagieren aufgrund von Wechselwirkungen zwischen ihrer einzigartigen genetischen Ausstattung, persönlichen Geschichte und der daraus resultierenden Physiologie unterschiedlich auf ähnliche Diäten“, erklärt Prof. Dr. Lars Steinmetz, Professor für Genetik an der Stanford University. Er beschäftigt sich in seiner Forschung in erster Linie mit der Genetik des Menschen. Das sei auch der Grund, weshalb standardisierte Diäten nicht immer gleich gut funktionieren.
Die Digitalisierung könne bei der Demokratisierung gesunder Ernährung jedoch helfen, da sie den Fortschritt der personalisierten Medizin rasant beschleunigt, so Steimetz. Durch die Digitalisierung besteht die Möglichkeit, mehr Daten über unsere Gesundheit und unseren Lebensstil zu sammeln als jemals zuvor. In diesen Daten können die ForscherInnen nach Markern suchen, die helfen können, Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln, zu überwachen und letztlich zu verhindern.


Quelle:
Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn, Pressemeldung vom 06.05.2021

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