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Online News: Weltdiabetestag: Bitterstoffe in der Ernährung bei Diabetes mellitus und Prädiabetes

  • 14.11.2023
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  • Redaktion

Gemüse, Obst sowie Kräuter und Gewürze mit Bitterstoffen spalten die Gemüter. Dabei können natürliche Pflanzenstoffe mit bitterem Geschmack für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 vorteilhaft u. a. für Verdauung, den Blutzuckerspiegel und Entzündungsparameter sein. Darauf macht die gemeinnützige Gesundheitsorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe aufmerksam und gibt kostenfreie Rezeptideen dazu.

Mit zunehmendem Alter nehmen Zahl und Dichte der Geschmacksknospen ab. Kleinkinder verfügen über etwa 10.000 Geschmacksknospen auf der Zunge. Im Laufe des Lebens reagieren diese unempfindlicher und ihre Anzahl sinkt. Wer häufiger bittere Nahrungsmittel, wie Gemüse- und Salatsorten wie Rosenkohl, Chicorée, Rucola oder Radicchio oder Genussmittel, wie Kaffee oder Bitterschokolade, verzehrt, gewöhnt sich an den herben Geschmack und findet diesen nach und nach ansprechender. Grundsätzlich wird Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 eine pflanzenbasierte und insbesondere gemüsereiche Ernährung empfohlen. Viele Gemüse-, Salat- und Kräutersorten enthalten nicht nur wertvolle Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, sondern auch gesundheitsförderliche Bitterstoffe. „Sie fördern die Verdauung, verbessern die Produktion von Magensäure und Gallenflüssigkeit. Das erleichtert die Fettverdauung“, erklärt die Ökotrophologin Astrid Tombek, Diabetesberaterin DDG und Leiterin der Diabetes- und Ernährungsberatung am Diabetes Zentrum Mergentheim in Bad Mergentheim.
Gleichzeitig verringern Bitterstoffe das Hungergefühl, Heißhungerattacken und die Lust auf Süßes. „Das ist für Menschen mit Diabetes und Übergewicht vorteilhaft“, so Tombek. Zudem geben Studien Hinweise darauf, dass einige Bitterstoffe antientzündlich wirken und den Blutzuckerspiegel senken. Bspw. könnten Pflanzenstoffe aus der Bittergurke bei Menschen mit Prädiabetes den Blutzuckerspiegel senken, wie eine Studie ergab, an der Ernährungswissenschaftler*innen der Universität Gießen beteiligt waren [1].

Wichtig sei jedoch, dass die Bitterstoffe direkt aus möglichst frisch zubereiteten Gemüsegerichten und Salaten stammen und nicht als Kapseln oder Tropfen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden, betont Tombek. Der Markt mit Kapseln oder Extrakten, die Bitterstoffe enthalten, bspw. Kapseln mit Artischocken-Extrakt, boomt. Diese Nahrungsergänzungsmittel könnten jedoch gesundheitsschädlich sein und Überdosierungen könnten nicht ausgeschlossen werden, warnt Tombek. Frisch zubereitete Gerichte mit bitteren Obst-, Gemüse-, Salat- und Kräutersorten sind nicht nur preislich günstiger, sondern auch schmackhafter und aufgrund der weiteren darin enthaltenen gesunden Bestandteile gesundheitsförderlicher. Dazu zählen auch Herbst- und Wintergemüse wie Wirsing, Brokkoli und Rosenkohl als auch Artischocken und Auberginen sowie Salatsorten wie Chicorée, Radicchio und Rucola oder Zitrusfrüchte wie die Grapefruit, die derzeit frisch erhältlich sind. Letztere kann allerdings die Wirkung von Medikamenten wie z. B. von Cholesterinsenkern oder Medikamenten zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen beeinflussen, weshalb vorher medizinisch abgeklärt werden sollte, welche Nahrungsmittel gegebenenfalls nicht auf dem Speiseplan stehen dürfen. Generelle Vorsicht für alle Menschen gilt vor bitter schmeckenden Zucchini, Gurken oder Kürbissen – hier sorgen unerwünschte giftige Pflanzenstoffe, die „Cucurbitacine“ für den bitteren Geschmack.


Literatur:

1. Michael B. Krawinkel, Christine Ludwig, Mark E. Swai, Ray-yu Yang, Kwok Pan Chun, Sandra D. Habicht: Bitter gourd reduces elevated fasting plasma glucose levels in an intervention study among prediabetics in Tanzania. Journal of Ethnopharmacology. Volume 216. 2018: 1-7. DOI: doi.org/10.1016/j.jep.2018.01.016.

Quelle: Deutsche Diabetes Hilfe e.V.. Pressemeldung vom 05.10.2023.

 

 

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