Strukturwandel in der Massentierhaltung: Mehr Fleisch von immer größeren Betrieben
- 14.01.2016
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- Redaktion
Für die deutsche Landwirtschaft ist die Tierhaltung ein entscheidender Produktionszweig: Von den jährlich 50 Milliarden erwirtschafteten Euro entfallen laut Fleischatlas 11 Milliarden Euro auf die Milcherzeugung, 7,5 Milliarden Euro auf Schweinefleisch, 4 Milliarden Euro auf Rind- und Kalbfleisch und etwa 2,3 Milliarden Euro auf Geflügelfleisch.
Die Art, wie sich die Fleischproduktion in den letzten 15 Jahren verändert hat, offenbart dabei einen umfassenden Strukturwandel: Demnach mussten bis zu 80 Prozent der Bauernhöfe die Tierhaltung aufgeben. Gleichzeitig wurde jedoch bundesweit bis zu 50 Prozent mehr Fleisch produziert, so Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Massiv seien das Höfesterben, Konzentrationsprozesse und die zunehmende Industrialisierung vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen in der Rinder- und Schweinezucht, äußerte sich Unmüßig weiter. Doch auch in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg nehme zwar die absolute Zahl der Schweine- und Hühnerhaltungen ab, die Betriebe würden jedoch immer größer.
Laut Fleischatlas wächst die Fleischproduktion in jenen Bundesländern am stärksten, in denen bereits überdurchschnittlich viele Tiere gemästet werden. Neben Nordrhein-Westfalen gelte dies insbesondere für Niedersachsen, wo Mitte 2015 bereits rund vier Millionen Mastschweine gezählt worden seien. Nach Recherchen des BUND wurden zwischen 2012 und 2015 von den niedersächsischen Behörden über hundertfünfzigtausend Schweinemastplätze neu genehmigt.
Wermutstropfen
Die Auswirkungen der Fleischindustrie zeigen sich auch deutlich als Umweltproblem: Die Ammoniak-Emissionen aus den Ställen und die Nitratwerte im Grundwasser seien jetzt schon inakzeptabel hoch, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Darüber hinaus lasse sich das mit dem Wachstum großer Masttieranlagen verbundene Höfesterben nur stoppen, wenn Agrarsubventionen künftig stärker an Kriterien wie die Leistung der Betriebe für das öffentliche Wohl gebunden würden, hieß es bei der Atlasvorstellung. Insbesondere niedrige Preise machen den Bauern zu schaffen.
Doch im dem aktuellen Fleischatlas wird auch deutlich: Laut einer Umfrage des Landwirtschaftsministeriums von März 2015 würden 80 Prozent der Deutschen für Fleisch und Wurst tiefer in die Tasche greifen, wenn sich dies in besseren Haltungsbedingungen der Tiere widerspiegele. Immer mehr Menschen reduzieren außerdem bewusst ihren Fleischkonsum und machen ihn nicht vom Preis abhängig.
Quellen: BUND; Heinrich-Böll-Stiftung; Fleischatlas Deutschland Regional 2016