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Online News: Morbus Crohn: Mikrobiom als möglicher Schlüsselfaktor bei der Behandlung

  • 16.04.2025
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Wesentlicher Bestandteil einer Morbus-Crohn-Therapie könnte eine spezielle Trinknahrung sein. Betroffene ernähren sich 6–8 Wochen ausschließlich von diesem Produkt und verzichten vollständig auf feste Nahrung. Warum genau das hilft, war allerdings bislang unklar. Forschende der Technischen Universität München (TUM) und des LMU Klinikums München konnten nun den Mechanismus dahinter entschlüsseln [1]. In einer klinischen Studie zu einer neuartigen Therapie kombinieren sie die exklusive Ernährungstherapie (EEN) mit einem fäkalen Mikrobiomtransfer.

Die spezielle Trinknahrung enthält alle lebenswichtigen Nährstoffe und wirkt ohne Medikamente bei den meisten Betroffenen mit Morbus Crohn innerhalb weniger Tage. Die EEN wird seit mehreren Jahrzehnten vorrangig bei Kindern und Jugendlichen aber auch bei Erwachsenen erfolgreich eingesetzt, denn sie wirkt nicht nur gegen die Entzündung, sondern beeinflusst zudem das Wachstum positiv. Innerhalb eines Jahres nach Ende der Therapie kehren die Symptome jedoch bei den meisten zurück. Wie also könnte die Wirkung der Ernährungstherapie verlängert werden?
Dirk Haller, Prof. für Ernährung und Immunologie an der TUM und Tobias Schwerd, Leiter der Pädiatrischen Gastroenterologie und Hepatologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital, konnten zeigen, dass sich das Mikrobiom im Darm durch die Ernährungstherapie verändert und für den Behandlungserfolg mitverantwortlich ist. Sie fanden heraus, dass die in der Trinknahrung enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren positiv auf bestimmte Bakterien im Darm wirken, die sich vermehren und die Entzündung abklingen lassen. In einem künstlichen Darm-Modell wurde der Stuhl von Patient*innen mit der Trinknahrung behandelt, woraufhin sich das Mikrobiom anpasste. Wurde dieses einer Maus hinzugefügt, entwickelte sich keine Entzündung. Wurde es hingegen nicht vorab durch die Trinknahrung angepasst, entwickelte die Maus entzündungstypische Symptome.
Ob dieser Mechanismus auch im Menschen funktioniert, erforscht das Team nun in einer klinischen Studie. Ziel ist es, den entzündungsfreien Zustand so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierfür setzen die Forschenden im Anschluss an die Ernährungstherapie auf einen fäkalen Mikrobiomtransfer (Stuhltransfer). Bei diesem Verfahren „spenden“ ausführlich getestete gesunde Menschen ihr Mikrobiom, das medizinisch aufbereitet und zu Kapseln verarbeitet wird, die die Patient*innen im Anschluss an die Ernährungstherapie einnehmen. Die Forschenden hoffen, dass sich dieser Transfer als neuer Therapieansatz beweisen kann.

Literatur
1. Häcker D, Siebert K, Smith BJ, et al.: Exclusive enteral nutrition initiates individual protective microbiome changes to induce remission in pediatric Crohn’s disease. Cell Host & Microbe 2024; 32(11): 2019–34. 


Quelle: Technische Universität München, Pressemeldung vom 11.02.2025

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