Lebensmittelsicherheit: Algen-Blätter häufig mit Schadstoffen belastet
- 17.06.2020
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- Redaktion
Getrocknete Algenblätter (die „Blätter“ der Algen werden botanisch Korrekt als Thalli – Einzahl Thallus – bezeichnet) werden gerne in Salaten, Suppen und Gemüsegerichten oder als Bestandteil in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Hier kommen großblättrige Meeresalgen wie Seetang zum Einsatz. Bekannte Sorten sind beispielsweise die Braunalgen Wakame und Kombu sowie die Rotalge Nori, deren Blätter zur Umhüllung von Sushi verwendet werden. Meeresalgen sind in der Lage, Substanzen aus dem Meerwasser anzureichern. Werden Algen dann getrocknet, kommt es zu einer weiteren starken Aufkonzentrierung. Das kann bei vielen Substanzen problematisch sein. Lesen Sie hier die Warenkunde zu Algen.
In seinem aktuell vorgestellten Bericht zur Lebensmittelsicherheit (Monitoring 2018) hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auch Daten zu Sushiblättern zusammengestellt. 165 Proben getrocknete Meeresalgen wurden auf diverse chemische Elemente untersucht. Besonders Cadmium, Blei, Arsen und Aluminium traten in hohen Konzentrationen auf.
Cadmium: Der gesetzliche Höchstgehalt in getrockneten Algen zur Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln von 3 mg/kg Körpergewicht wurde bei jeder zehnten untersuchten Probe überschritten.
Blei: In etwa 10 % der Proben mit den höchsten Bleigehalten lagen diese im Bereich von 1 bis 10 mg/kg. Bislang wurde kein maximal zulässiger Höchstgehalt für Blei in Meeresalgen festgelegt. Die Einführung eines solchen gesetzlichen Höchstgehaltes ist geplant und Gegenstand aktueller Beratungen zum gesundheitlichen Verbraucherschutz.
Arsen: Die untersuchten Algenproben weisen zwar hohe durchschnittliche Arsengehalte von etwa 25 mg/kg auf, jedoch nahezu ausschließlich in der organisch gebundenen Form, die bislang hinsichtlich ihres gesundheitlichen Risikos noch nicht ausreichend untersucht wurde. In 42 % der Proben wurde jedoch zusätzlich anorganisches Arsen nachgewiesen, allerdings liegen hier die Befunde mit 0,1 mg/kg nur geringfügig über der laboranalytischen Nachweisgrenze und damit auf einem sehr niedrigen Niveau.
Aluminium: Die durchschnittlichen Aluminiumgehalte lagen bei den untersuchten Algenblättern bei etwa 100 mg/kg. Gemäß einer Expositionsabschätzung des BfR wird die für Aluminium festgelegte tolerierbare wöchentliche orale Aufnahme (TWI, Tolerable Weekly Intake) von 1 mg/kg Körpergewicht durch den Verzehr von Algen aber nur zu einem sehr geringen Anteil von maximal 0,15 % ausgeschöpft.
Uran: Trotz nachgewiesener hoher Dosen von Uran beträgt hier laut BfR die Ausschöpfungsrate der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge (TDI, Tolerable Daily Intake) in Höhe von 0,6 μg/kg Körpergewicht nur maximal 0,19 %. Somit ist hinsichtlich der gemessenen Uranbefunde nicht mit einem gesundheitlichen Risiko zu rechnen.
Zu viel Jod als Gesundheitsrisiko
Ein Jodüberschuss kann sowohl zu einer jodinduzierten Über- als auch bei dauerhafter Aufnahme zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Als maximale Zufuhr (Tolerable Upper Intake Level) werden daher vom BfR für Deutschland 0,5 mg Jod pro Tag empfohlen. Bei Produkten mit einem Jodgehalt über der maximal tolerierbaren Obergrenze von 20 mg/kg sind aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes Warnhinweise, dass eine übermäßige Zufuhr von Jod zu Störungen der Schilddrüsenfunktion führen kann, sowie Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrmenge erforderlich.
Bei dem durchgeführten Monitoring wurden in gut drei Viertel aller Algenproben Jodgehalte von über 20 mg/kg gemessen. Bei 8 % dieser Proben lagen jedoch keinerlei Warnhinweise oder Verbraucherinformationen vor. Da solche Produkte geeignet sind, die Gesundheit zu schädigen, dürfen sie nach den allgemeinen Vorschriften des Lebensmittelrechts nicht in den Verkehr gebracht werden.
Quelle:
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Monitoring Bericht 2018