Blutzuckerspiegel bei Diabetes mellitus Typ 2: Isomaltulose besser geeignet als Haushaltszucker
- 16.02.2016
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- Redaktion
Nach dem Verzehr von Isomaltulose steigt der Blutzuckerspiegel weniger stark an als nach dem Verzehr von Saccharose (Haushaltszucker), obwohl beide Zuckerarten aus denselben Einfachzuckern aufgebaut sind und im Dünndarm komplett verdaut und aufgenommen werden. Dies ist durch verschiedene Untersuchungen belegt. Welche Stoffwechselmechanismen dieser Beobachtung zu Grunde liegen, ist jedoch bisher noch wenig erforscht.
Daher untersuchten die DIfE-Wissenschaftler die Stoffwechselwirkung von 50 g Isomaltulose beziehungsweise 50 g Haushaltszucker im Rahmen einer Crossover-Studie an zehn Erwachsenen mit der Diagnose Diabetes mellitus Typ 2.
Verdauungsenzyme benötigen für Isomaltulose-Spaltung mehr Zeit

In der Studie ließ Isomaltulose im Vergleich zum Haushaltszucker die Blutzuckerwerte der Probanden durchschnittlich um 20 Prozent weniger ansteigen. Die freigesetzten Insulinmengen verringerten sich sogar um 55 Prozent. Ebenso stiegen die GIP-Spiegel im Blut nur sehr wenig an und erreichten erst nach 60 Minuten einen Maximalwert.
Nach Aufnahme des Haushaltszuckers erhöhten sich dagegen die Spiegel des Darmhormons Gastric inhibitory polypeptide (GIP) bereits nach 15 Minuten um mehr als das Doppelte und fielen dafür aber nach etwa 60 Minuten sehr stark ab.
Auch hinsichtlich des Hormon-Freisetzung von Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) beobachteten die Wissenschaftler Unterschiede in der Wirkung der beiden Zucker.
Nach dem Verzehr der Isomaltulose stieg der GLP-1-Spiegel bei den Probanden stärker und länger anhaltend an als nach der Aufnahme des gebräuchlichen Zuckers. Hinsichtlich der Glucagonfreisetzung stellten die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede fest.
Ungünstige Hormonwirkung auf den Stoffwechsel

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die unterschiedlichen Stoffwechseleffekte der beiden Zweifachzucker, die aus je einem Molekül Trauben- und Fruchtzucker zusammengesetzt sind, auf die chemisch unterschiedliche Bindung zwischen den beiden Einfachzuckern zurückzuführen ist. Während die Verdauungsenzyme Haushaltszucker recht rasch in Trauben- und Fruchtzucker spalten, dauert dieser Vorgang bei Isomaltulose länger.
Hierdurch passiert ein großer Teil der Isomaltulose ungespalten die oberen Abschnitte des Dünndarms, in dem sich die GIP-produzierenden K-Zellen (setzen GIP nach der Nahrungsaufnahme im Dünndarm frei) befinden, und kann so die GIP-Freisetzung nicht wesentlich stimulieren.
Die GLP-1-produzierenden L-Zellen befinden sich dagegen in den unteren Darmabschnitten und setzen aufgrund der erst jetzt vermehrt vorliegenden Einfachzucker verstärkt das Darmhormon frei.
Wie frühere Studien der Wissenschaftler zudem zeigen, kann GIP ungünstig auf den Stoffwechsel wirken und eine Fettleber sowie entzündliche Prozesse im Fettgewebe auslösen. Dies lässt annehmen, dass die ungünstigen Effekte von Haushaltszucker vor allem durch die Hormonantwort, das heißt, die vermehrte GIP-Freisetzung bedingt sind.
Quelle: DifE
Weitere Informationen:
Das Wissenschaftlerteam um Farnaz Keyhani-Nejad und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE publizierte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Diabetes Care (Keyhani-Nejad et al. 2016; 39:e1-e2; DOI: 10.2337/dc15-1891).