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Online News: Umweltbewusstseinsstudie 2022 – Welche Ergebnisse zum Thema Ernährung bringt uns die Studie?

Im Juli dieses Jahres veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2022“. Die Umweltbewusstseinsstudie wird alle 2 Jahre herausgegeben und untersucht, wie sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland entwickeln. Welche Rolle die Themen Ernährung und Gesundheit in der Studie spielen, zeigt der vorliegende Artikel.

Ernährungs- und Gesundheitsthemen in der Studie
Das Bewusstsein für den Zusammenhang von Umweltverschmutzungen und Klimawandels mit der eigenen Gesundheit ist in den letzten sechs Jahren stark gestiegen, denn nun gaben 73 % der Befragten an, dass sie befürchten, der Klimawandel könne ihrer Gesundheit schaden (im Vergleich 2016: 59 %). Allen voran sehen die Befragten solche Einflüsse als gesundheitsschädlich an, die mit der Ernährung zu tun haben: Schadstoffe, Plastikpartikel oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln oder im Trinkwasser.

Pflanzenbasierte Ernährung
Der Trend zu pflanzlicher Ernährung geht laut der Studie weiter voran und überwiegend von jüngeren und weiblichen Personen aus. 11 % der Befragten berichten, vegetarisch zu leben, 2 % leben laut eigener Angabe vegan. Hingegen berichten nur 8 %, nie zu den Hauptmahlzeiten Fleisch zu essen, 21 % tun dies selten, 37 % gelegentlich, das restliche Drittel der Befragten (sehr) oft bis immer. Ein Grund für diese Abweichung kann laut der Studie sein, dass auch Menschen, die in Ausnahmefällen Fleisch konsumieren, sich dennoch als vegetarisch bezeichnen.

Der Anteil der Menschen, der auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichtet, hat sich gegenüber 2020 leicht verändert, wohingegen von 2018 auf 2020 ein Rückgang im Fleischkonsum zu verzeichnen war. Bei den 14- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Menschen, die sich vegetarisch (23 %) oder vegan ernähren (6 %), am größten, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 12 beziehungsweise 3 % und bei Menschen über 50 Jahren leben nur 4 bis 6 % vegetarisch und rund 1 % vegan. Deutlich mehr weibliche Personen (14 %) als männliche (7 %) leben vegetarisch oder geben an, nie oder nur selten Fleisch zu essen (37 gegenüber 21 %). Entsprechend sind auch die durchschnittlichen CO2-Emissionen von weiblichen Personen bei der Ernährung mit 1,5 Tonnen geringer als bei den männlichen mit 1,8 Tonnen. (vgl. S. 58).

Anm. d. Red: Detaillierte Analysen zum Anteil vegetarischer und veganer Ernährung in Deutschland finden Sie im Beitrag von Anna Dittmer et al. in Ausgabe 7/2023 der Ernährungs Umschau.

Kauf nachhaltiger Produkte – Bekanntheit verschiedener Siegel
Um die Kaufbereitschaft für nachhaltige Produkte in Deutschland abzuschätzen, wurde in der Studie gefragt, ob die Teilnehmenden verschiedene Umweltsiegel kennen, und wenn ja, ob diese Siegel Einfluss auf ihre Kaufentscheidung haben. Am bekanntesten ist das Siegel für die Energieeffizienzklasse von Geräten. Das EU-Bio-Siegel kennen ebenfalls fast alle Befragten, 10 % geben an, es immer zu beachten, weitere 46 % oft oder sehr oft. Das Fair-Trade-Siegel ist über 90 % der Befragten bekannt, 9 % beachteten es immer, weitere 41 % oft bis sehr oft. Das FSC-Label kennen 73 % der Befragten. (vgl. S. 58)

Fazit
Ein Fazit der umfangreichen Studie: Das Umweltbewusstsein insgesamt in Deutschland sinkt stetig, da andere Themen wie Krieg und Inflation in den Fokus der Menschen rücken. Nur noch 57 % der Befragten sehen Umwelt- und Klimaschutz unter den Top fünf der wichtigsten Themen. In den Jahren zuvor lag dieser Wert noch höher: 2020 bei 65 %, 2018 bei 64 %. Für die Bereiche Ernährung und Gesundheit hingegen zeigen die Befragungsergebnisse ein steigendes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der eigenen Gesundheit. Besonders relevant erachten die Befragten die Einflüsse als gesundheitsschädlich, die mit der Ernährung zu tun haben. Auch steigt der Trend zur pflanzenbasierten Ernährung weiterhin leicht an, hier von jüngeren Zielgruppen ausgehend.

Hintergrund
Mit der Studie wird seit 1996 im Zweijahresrhythmus untersucht, wie sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland entwickeln. Für die Studie wurden im Sommer 2022 rund 2.000 Personen ab 14 Jahren mit Internetzugang mittels repräsentativer Online-Interviews befragt. Die Studie wird vom Bundesumweltministerium mit dem Umweltbundesamt herausgegeben. Die Studie bietet eine sozialwissenschaftlich fundierte Grundlage für die Umweltpolitik und Umweltkommunikation und richtet sich an die fachlich interessierte Öffentlichkeit. Die Konzeption und Auswertung der Studie nahmen das ConPolicy Institut sowie das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) vor. Mit der Feldarbeit war das forsa Institut beauftragt.

Weitere Informationen
https://www.bmuv.de/publikation/umweltbewusstsein-in-deutschland-2022


 

Kommentar von Dr. Udo Maid-Kohnert zur Umweltbewusstseinsstudie (14.08.2023):

Viele Verbraucherstudien, aber wenig Konsequenzen im Handeln
(umk) Ernährungsreport, Politik-Barometer, Umweltbewusstseinsstudie usw. Sicher, Verbraucherbefragungen – und zwar möglichst repräsentative – sind wichtig, damit Politik und andere Entscheidungsträger*innen nicht völlig abgehoben vom Empfinden, Denken und Handeln der Menschen agieren.

Aber genau hier liegt der Knackpunkt: Geschickte Fragestellungen, „Soziale Erwünschtheit“ der Antworten, die mittlerweile eklatante „Consumer-Citizen-Gap“, also das weite Auseinanderklaffen von „eigentlich müsste ich“ und „so verhalte ich mich bzw. kaufe ich ein“ schränken die Belastbarkeit solcher Daten doch sehr ein. Nach welchem Wind also sollen Politiker*innen ihr Fähnchen hängen? Nach den hier zusammengestellten Prozentzahlen oder nach den „Abstimmungsergebnissen“ am Tiefkühlregal der Discounter? Oder gar nach den fast ebenso zahlreich erstellten und oft leider nur medienwirksam überreichten Gutachten der Sachverständen und wissenschaftlichen Beiräte zu Wirtschaft, Umwelt, Ernährung, Ethik etc.?

All dieser Input ersetzt keine auf langfristige (also über Landtags- und Bundestagswahlen hinaus denkende) Nachhaltigkeit angelegten und in ihrer Wirksamkeit laufend überprüften Konzepte seitens der Politik und Wirtschaft. Und uns Verbraucher*innen entlassen solche Befragungen nicht aus der Notwendigkeit, uns auch mit komplexen Zusammenhängen wie eben Gesundheit, Klimawandel und Konsumverhalten auseinanderzusetzen und daraus echte Konsequenzen zu ziehen.

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