Hepatitis E-Virus: Schwangere sind besonders gefährdet
- 18.12.2017
- News
- Redaktion
- mya
Im Sommer 2017 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen Beitrag zu rohem Schweinefleisch als Hauptursache für Hepatitis E-Infektionen in der EU. Daraufhin machten einige Medien mit Titeln wie "Mettbrötchen kann tödlich sein?" oder "Lebensmittelbehörde warnt: Dieses beliebte Fleischgericht kann tödlich enden" auf. In dem EFSA-Artikel war die Rede von Hepatitis E als einem wachsenden Problem in der EU.
Und tatsächlich nehmen die Hepatitis E-Fälle in Deutschland zu. Die Zahl der beim Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten Fälle hat sich im Jahr 2016 mit 1991 zum Vorjahr um 58 Prozent erhöht und zum Jahr 2014 mit 670 sogar fast verdreifacht. Das Bundesinstitut stellt dazu allerdings fest: "Die Hepatitis E und das verursachende Hepatitis-E-Virus kommen weltweit vor, weisen jedoch je nach Region und Genotyp deutliche Unterschiede in Epidemiologie und Klinik auf. In Deutschland sowie mehreren Ländern Europas und Nordamerikas kommt die durch HEV Genotyp 3 verursachte Hepatitis E endemisch vor. Die Zahl der jährlich gemeldeten Infektionen nimmt in vielen dieser Länder kontinuierlich zu, was jedoch höchstwahrscheinlich nicht auf eine tatsächliche Steigerung der Erkrankungszahlen beim Menschen zurückzuführen ist, sondern auf eine erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzteschaft, häufigere Diagnostik und den Einsatz sensitiverer diagnostischer Tests."
Falsche Panikmache? Nicht bei Risikogruppen!
Ist die Gefahr also nicht größer, sondern sind die Ärzte nur aufmerksamer geworden? Hausschweine sind die Hauptüberträger von Hepatitis E in der EU, aber auch Wildschweine können das Virus tragen. Der Verzehr von rohem oder nicht durchgegartem Schweinefleisch und Leber birgt daher das Risiko, sich zu infizieren. Dass ein Mettbrötchen so zur tödlichen Falle wird, lässt sich daraus jedoch nicht automatisch schließen. Die Erkrankung verläuft bei den meisten Menschen sogar ohne Symptome und somit unbemerkt.
Da diese Infektion in der Regel harmlos verläuft, werde das gesundheitliche Risiko durch das Hepatitis E-Virus (HEV) bislang unterschätzt, warnt jedoch der Gastroenterologe Prof. Christian Strassburg vom Universitätsklinikum Bonn. Denn bei Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem kann die Leberentzündung einen chronischen Verlauf bis hin zu einer Zirrhose nehmen. Bei Schwangeren besteht die Gefahr eines akuten, lebensgefährlichen Leberversagens. In beiden Fällen hilft oft nur noch eine Lebertransplantation. Das RKI liefert dazu die Information, dass "aus Gebieten mit endemischer Verbreitung des Genotyps 1 bei Schwangeren, insbesondere im letzten Schwangerschaftsdrittel, ein hoher Anteil fulminanter Hepatitiden mit Todesraten von bis zu 30 % berichtet" wurde. Hierzulande treten überwiegend Genotyp-3-Infektionen auf, für die es bislang keine Hinweise gäbe, dass eine Schwangerschaft die Prognose der Infektion verschlechtert, so das RKI weiter.
Schwangere und andere gefährdete Personen sollten dennoch generell den Verzehr von jeglichem rohen oder unzureichend gekochten Fleisch oder Innereien von Wild- und Schweinefleisch vermeiden. Schließlich kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein importiertes oder unhygienisch verarbeitetes Produkt handelt. Eine Abtötung des Virus kann durch Erhitzen auf 71 Grad Celsius oder höher über mindestens 20 Minuten erreicht werden. Wer in Gebiete mit endemischer Verbreitung des Genotyps 1 oder 2 reist, sollte zusätzlich auf die üblichen Reiseempfehlungen wie zum Beispiel Abkochen von Leitungswasser oder Verzicht auf Eiswürfel achten.
Quellen:
Universitätsklinikum Bonn; RKI; Print-News ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2017