Kaffeetasse auf Tisch
Vorsicht vor zu heißem Kaffee oder Tee: Getränke mit einer Temperatur über 65 Grad Celsius wirken „wahrscheinlich krebserregend". © MartinM303 / iStock / Thinkstock

IARC-Einstufung: Normal temperierter Kaffee nicht krebserregend

  • 20.06.2016
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  • Redaktion

Eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, einberufen von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), hat die Kanzerogenität von Kaffee, Mate-Tee und von sehr heiß getrunkenen Getränken neu ausgewertet. In der Arbeit wird Kaffee als „nicht klassifizierbar bezüglich der Kanzerogenität beim Menschen“ eingestuft – ein wichtiger Faktor dabei ist die Temperatur.

Nach der vielbeachteten IARC-Evaluation von Fleisch und Fleischwaren Ende 2015 fanden die 23 nun beauftragten Wissenschaftler – im Gegensatz zur letzten Evaluation 1991 – keine überzeugende Evidenz für einen krebserregenden Effekt von Kaffee oder Mate.

Der Konsum von sehr heißen Getränken (über 65 Grad Celsius) wurde jedoch als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft, denn die Studienlage zeigt, dass dies wahrscheinlich Speiseröhrenkrebs verursachen kann. Speiseröhrenkrebs ist die achthäufigste Krebsart weltweit und für circa fünf Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich.

Mehrzahl der Krebsfälle in Asien, Südamerika und Ostafrika

IARC-Direktor Dr. Christopher Wild resümiert, dass also eher hohe Trinktemperaturen und nicht die Inhaltsstoffe der Getränke für den krebserregenden Effekt verantwortlich sind. So zeigten epidemiologische Studien, dass das Risiko für Speiseröhrenkrebs sukzessive mit einer höheren Trinktemperatur ansteigt. Dieser Effekt konnte in Tierstudien sogar für sehr heiß getrunkenes Wasser gezeigt werden.

Wild betont, dass insbesondere in einkommensstarken Ländern Rauchen und Alkoholkonsum die Hauptauslöser für Speiseröhrenkrebs sind. Die Mehrzahl dieser Krebsfälle tritt jedoch in Asien, Südamerika und Ostafrika auf, wo das Trinken sehr heißer Getränke üblich ist. Mate (eine Infusion aus getrockneten Blättern des Ilex paraguariensis) wird beispielsweise üblicherweise bei etwa 70 Grad Celsius getrunken, kann aber auch warm oder kalt konsumiert werden.

Die Ergebnisse der IARC-Arbeitsgruppe gehen mit der bestehenden WHO-Empfehlung konform, Getränke nicht sehr heiß oder brühend heiß zu verzehren.

Quelle: IARC

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