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Intervallfasten: Kein Vorteil gegenüber herkömmlicher Reduktionskost

  • 22.01.2019
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  • Redaktion

Intervallfasten hilft beim Abnehmen und fördert die Gesundheit – allerdings nicht besser als herkömmliche Reduktionsdiäten. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Heidelberg mit der HELENA-Studie, der bislang größten Untersuchung zum Intervallfasten. Für sie steht fest: Es gibt viele Wege zu einem gesünderen Gewicht, jeder muss die passende Diät finden.

Abb. 1: Mittels MRT gut zu sehen: gesundheitsschädliches viszerales Fett (rechts, blau markiert) und weniger riskantes Unterhautfett (links, pink markiert)
Abb. 1: Mittels MRT gut zu sehen: gesundheitsschädliches viszerales Fett (rechts, blau markiert) und weniger riskantes Unterhautfett (links, pink markiert)

Intervallfasten wie die 16:8- (8 Stunden essen, 16 Stunden fasten) oder die 5:2-Diät (5 Tage essen, 2 Tage fasten) liegen im Trend. Zahllose populäre Ratgeberbücher zum Thema versprechen Gewichtsabnahme ohne Jojo-Effekt sowie eine nachhaltige Veränderung des Stoffwechsels und damit eine Verbesserung der Gesundheit. „Tatsächlich gibt es erst wenige kleinere Studien zum intermittierenden Fasten, die aber mit verblüffend positiven Effekten für die Stoffwechselgesundheit aufwarten“, sagt Ruth Schübel vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). „Das hat uns neugierig gemacht und wir wollten wissen, ob sich diese Effekte auch in einer größeren Patientengruppe und über einen längeren Zeitraum nachweisen lassen.“

Mit einem Team aus WissenschaftlerInnen des DKFZ und des Universitätsklinikums Heidelberg untersuchte die HELENA-Studie über einen Zeitraum von einem Jahr 150 übergewichtige und adipöse ProbandInnen, die bei Studienbeginn nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt wurden: Ein Drittel ernährte sich 12 Wochen lang nach einer herkömmlichen Reduktionsdiät (Energiezufuhr um 20 % gesenkt). Eine zweite Gruppe hielt eine 5:2-Diät ein, mit der sie insgesamt ebenfalls 20 % der Nahrungsenergie einsparte. Die Kontrollgruppe verfolgte keinen konkreten Diätplan, wurde jedoch, wie alle übrigen TeilnehmerInnen, dazu motiviert sich an eine ausgewogene Ernährung zu halten, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen wird. Im Anschluss an die eigentliche Diätphase dokumentierten die WissenschaftlerInnen für insgesamt 38 weitere Wochen Gewicht und Gesundheitszustand der Studienteilnehmenden.

Das Ergebnis überrascht angesichts der hohen Erwartungen an das Intervallfasten: Der Gesundheitszustand verbesserte sich durch beide Diätformen gleichermaßen. „Bei den Probanden beider Gruppen verringerte sich mit dem Körpergewicht das viszerale Fett, also das ungesunde Bauchfett, ebenso die Fettablagerungen in der Leber“, berichtet Schübel. Die Änderung der Fettverteilung im Körper der Studienteilnehmenden ließ sich mithilfe einer speziellen, von Johanna Nattenmüller im Universitätsklinikum Heidelberg durchgeführten MRT-Bildgebung exakt ermitteln (• Abbildung 1). Die Bilder zeigten: Wer sein Körpergewicht um nur 5 % reduziert, verliert um die 20 % des Bauchfetts und sogar über ein Drittel des Leberfetts – unabhängig von der Diätform.

Auch bei sämtlichen anderen analysierten Stoffwechselwerten sowie bei allen untersuchten Biomarkern und Genaktivitäten ergab sich kein Unterschied zwischen beiden Diätformen. Zwar untermauert die HELENA-Studie die euphorischen Erwartungen an das Intervallfasten nicht. Doch sie zeigt auch, dass diese Methode nicht schlechter ist als eine herkömmliche Diät. „Zudem scheint es, dass es einigen Menschen leichter fällt, an zwei Tagen sehr diszipliniert zu sein, statt jeden Tag Kalorien zu zählen und sich einzuschränken. Um das neue Gewicht zu halten, bedarf es aber auch einer dauerhaften Ernährungsumstellung auf ausgewogene Kost nach den Empfehlungen der DGE“, erklärt Tilman Kühn, leitender Wissenschaftler der Studie.

Er interpretiert die Studienergebnisse so, dass es nicht vorrangig auf die Diätform ankommt, sondern vielmehr darauf, überhaupt die Energiezufuhr langfristig zu reduzieren. Auch 2 weitere, aktuelle Studien zum intermittierenden Fasten [2, 3] sowie Studien, die Low Carb- mit Low Fat-Diäten verglichen, seien zu dem Ergebnis gekommen, dass sich mit allen untersuchten Ansätzen vergleichbare Effekte erzielen lassen.

Literatur

  • Schübel R, Nattenmüller J, Sookthai D et al. (2018) Effects of intermittent and continuous calorie restriction on body weight and metabolism over one year: a randomized controlled trial. AJCN 108: 933–945 
  • Headland ML, Clifton PM, Keogh JB (2018) Effect of intermittent compared to continuous energy restriction on weight loss and weight maintenance after 12 months in healthy overweight or obese adults. Int J Obes, published online 23. November 2018. DOI: 10.1038/s41366-018-0247-2 
  • Sundfør TM, Svendsen M, Tonstad S (2018) Effect of intermittent versus continuous energy restriction on weight loss, maintenance and cardiometabolic risk: a randomized 1-year trial. Nutr Metab Cardiovasc Dis 28: 698–706 


Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Pressemeldung vom 26.11.2018

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit über 1 000 WissenschaftlerInnen die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Das DKFZ wird zu 90 % vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 % vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/2019 auf Seite M8.

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