Die „wahren“ Kosten von Lebensmitteln werden derzeit indirekt von der Gesamtgesellschaft gezahlt, nicht aber vom Verursacher des Schadens direkt. © twinsterphoto/iStock/Getty Images Plus

Nachhaltigkeit: Die wahren Kosten von Lebensmitteln

  • 05.10.2020
  • News
  • Redaktion

Was kosten uns Lebensmittel wirklich? Dieser Frage sind Forschende der Universität Greifswald und der Universität Augsburg in einem Praxisprojekt (Kasten) mit der PENNY Markt GmbH nachgegangen.

Für die Berechnung der ökologischen Folgekosten wurden folgende Faktoren bepreist: Treibhausgasemissionen, reaktive Stickstoffemissionen, Energieverbrauch und Landnutzungsänderungen, verursacht durch biologische und konventionelle Lebensmittelerzeugung. Errechnet werden also die „wahren“ Preise von Lebensmitteln, die nicht nur die Produktionskosten, sondern auch ökologische und soziale Folgekosten, welche während der landwirtschaftlichen Produktion anfallen, abdecken.

Diese Kosten werden derzeit indirekt von der Gesamtgesellschaft gezahlt – etwa durch hohe Wasserrechnungen aufgrund erhöhter Nitratgehalte im Grundwasser – nicht aber vom Verursacher des Schadens direkt. Dies hat zur Ursache, dass Marktfehler dazu verleiten, sehr günstige, nicht nachhaltige Lebensmittel zu kaufen. Eine verursachergerechte Internalisierung von Folgekosten hätte also zur Folge, dass sich Marktpreise korrigieren und sich so das Kaufverhalten entsprechend der Nachhaltigkeit anpassen würde.

Die Untersuchungen zeigen teilweise sehr große Preisdifferenzen zwischen den aktuellen Marktpreisen und den wahren Kosten, v. a. bei tierischen Lebensmitteln. Konventionell produziertes gemischtes Hackfleisch müsste demnach ca. 3-mal so teuer sein, würde es auch für die Auswirkungen für die bei der Produktion entstehenden Treibhausgase, Landnutzungsänderungen, reaktiven Stickstoffe und Energieverbrauch aufkommen. Biologisch produzierte pflanzliche Lebensmittel hingegen sind derzeit schon verhältnismäßig sinnvoll bepreist.

Preisaufschläge (in %):

  • Apfel: konventionell 8 %, bio 4 %
  • Banane: konventionell 19 %, bio 9 %
  • Kartoffel: konventionell 12 %, bio 6 %
  • Tomate: konventionell 12 %, bio 5 %
  • Mozzarella: konventionell 52 %, bio 30 %
  • Gouda: konventionell 88 %, bio 33 %
  • Milch: konventionell 122 %, bio 69 %
  • Fleisch (gemischt): konventionell 173 %, bio 126 %

Die hohen Kosten tierischer Lebensmittel können v. a. durch die ressourcenintensive Aufzucht und Fütterung der Tiere erklärt werden. Der Unterschied zwischen konventionellen und biologischen Preisaufschlägen ist v. a. durch die natürlicheren Produktionspraktiken im biologischen Landbau zu erklären: bspw. sind synthetische Stickstoffdünger oder importierte Futtermittel verboten oder nur sehr beschränkt zugelassen.

Das Praxisprojekt ist eingebunden in das Drittmittelprojekt „How much is the dish? – Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität durch true cost accouting bei Lebensmitteln“ (HoMaBiLe). HoMaBiLe wird unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und wird, zunächst bis September 2021, am Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und angewandte Geographie der Universität Greifswald bearbeitet.


Quelle:
Universität Greifswald, Pressemeldung vom 18.09.2020

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