Der Brexit und die Agrarmärkte: Thünen-Institut erwartet Exportrückgang bei verarbeiteten Lebensmitteln
- 27.06.2016
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- Redaktion
Für die Berechnungen wurde angenommen, dass EU wie Großbritannien nach dem „Brexit" im Außenhandel wieder Zölle erheben. Außerdem, dass die EU Großbritannien bezüglich der Zollhöhe entsprechend der Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) genauso behandelt wie derzeit beispielsweise die USA, Brasilien oder China. Im Gegenzug würde sich Großbritannien ähnlich verhalten und Zollschranken entsprechend der WTO-Regeln gegenüber den EU-Mitgliedstaaten erhöhen.
Von einem solchen Vorgehen wären die Zollsätze für verarbeite Lebensmittel besonders betroffen. Einfuhren von Rindfleisch in das Vereinigte Königreich würden etwa mit 28 Prozent belegt. Importe von Milchprodukten würden einem Zoll von über 35 Prozent unterliegen und Zuckerimporte in das Vereinigte Königreich würden mit einem Zoll von über 125 Prozent belegt.
Rückgang im Handel mit verarbeiteten Lebensmittel erwartet

Ersten Abschätzungen zufolge ist der Handel mit unverarbeiteten Agrarprodukten vom Brexit nur geringfügig betroffen. Für den Bereich der verarbeiteten Lebensmittel hingegen wird es einen deutlichen Rückgang im Außenhandel geben. Hier wird sich die Handelsbilanz von Großbritannien für Agrarprodukte und Lebensmittel deutlich verschlechtern, das heißt Großbritannien wird mehr unter dem Brexit leiden als die EU.
Für Deutschland bedeutet der Brexit einen Rückgang der Lebensmittelexporte in das Vereinigte Königreich von über 30 Prozent, was einem Rückgang der Ausfuhren an Lebensmittel in das Vereinigte Königreich von 1,2 Millarden Euro entspricht. Allerdings ist zu betonen, dass die Ausfuhren deutscher Agrarprodukte nicht in diesem vollen Umfang sinken. „Es wird Anpassungsreaktionen geben, die dazu führen, dass die Hälfte dieser nicht mehr im Vereinigten Königreich abzusetzenden Produkte Käufer auf anderen Märkten finden“, erläutert Dr. Martin Banse, Leiter des Thünen-Instituts für Marktanalyse.
Banse und sein Team gehen davon aus, dass die gesamten Ausfuhren Deutschlands an verarbeiteten Agrarprodukten entsprechend ersten Abschätzungen nur um rund 650 Mio. Euro sinken. Aufgrund dieser Anpassungsreaktionen im Außenhandel sind die Wirkungen auf das Preisniveau auf deutschen Agrarmärkten als relativ gering einzuschätzen.