Übergewichtige im Fitnesstraining. © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock
Adipositas und Diabetes werden durch das Stressprotein FKBP51 im Muskelgewebe begünstigt. © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

Wirkstoffentwicklung: Wird Adipositas bald mit Medikamenten behandelt?

  • 29.03.2018
  • News
  • Redaktion

Im Tierversuch zeigen zwei Wirkstoffvarianten vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von Depressionen, Adipositas sowie chronischen Schmerzen. Im Fokus der Forschung steht das Protein FKBP51, das bei genetisch veränderten Mäusen blockiert wurde.

Prof. Hausch inspiziert ein Modell für neue Wirkstoffe gegen Schmerz, Fettleibigkeit und Depression. © Katrin Binner
Prof. Hausch mit Wirkstoff-Modell. © Katrin Binner

Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Max-Planck-Institut für Psychatrie neue Forschungsergebnisse zu einem Eiweißmolekül namens FKBP51, das schon länger in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen steht. Es ist an der Regulierung des Stresssystems beteiligt, beeinflusst aber offenbar im Muskelgewebe auch eine Signalkaskade, die bei zu großer Kalorienzufuhr zur Entstehung von Glukoseintoleranz führt – was als Vorstufe eines Diabetes mellitus Typ 2 gilt. Unausgewogene, fettreiche Ernährung sorgt dafür, dass FKBP51 vermehrt im Muskel gebildet und weniger Glukose aufgenommen wird – Diabetes und Adipositas können entstehen.

Ein Team um den Biochemieprofessor Felix Hausch von der TU Darmstadt arbeitet derzeit an Wirkstoffen, die in FKBP51 einen guten Angriffspunkt für mögliche Medikamente gegen Adipositas, Depression, aber auch gegen chronische Schmerzen sehen. Für ihre Arbeit wählten die Wissenschaftler den bereits zugelassenen Pharmawirkstoff Tacrolimus aus, eine aus Bakterien gewonnene Substanz, die bekanntermaßen an FKBP51, aber auch an ähnliche Proteine bindet.

Markttauglichkeit noch nicht in Sicht

In Tests mit Mäusen, deren FKBP51-Produktion gentechnisch komplett ausgeschaltet wurde, sprachen gut auf die zwei Wirkstoffvarianten an, die einerseits Depressionen sowie chronische Schmerzen und andererseits Fettleibigkeit behandeln. Die Forscher veränderten die Ursprungssubstanz Tacrolimus chemisch so, dass sie FKBP51 noch besser hemmt und zudem ausschließlich dieses Protein blockiert und nicht seine Verwandten.

In ihrer Arbeit zeigen sie, dass FKBP51 eindeutig eine Rolle in der Energie- und Glukosehomöostase spielt. Abgeschlossen ist die Wirkstoffentwicklung damit aber noch nicht. Laut Felix Hausch werde es wohl noch eine Weile dauern, bis die Substanz markttauglich sei, zumal der Entwicklungsaufwand jetzt exponentiell wachse.



Publikationen: Georgia Balsevich et al.: Stress-responsive FKBP51 regulates AKT2-AS160 signaling and metabolic function, Nature Communications, 2017, 8(1):1725, DOI: 10.1038/s41467-017-01783-y

“The Stress Regulator Fkbp51: A Novel and Promising Druggable Target for the Treatment of Persistent Pain States Across Sexes.” PAIN, 2018. DOI: 10.1097/j.pain.0000000000001204

Quelle: TU Darmstadt

Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und -öle: Olivenöl weiter
Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung weiter
Zwischen Kinderschutz und Marktfreiheit weiter
DFG veröffentlicht Positionspapier zum künftigen EU-Forschungsrahmenprogramm weiter
Übergewicht in der Jugend erhöht Risiko weiter
Wildpflanzen sammeln: Wer sammelt wo und warum und besteht Vergiftungsgefahr? weiter