DGEM fordert Ernährungsscreening: Stationäre COVID-19-PatientInnen oft mangelernährt
- 02.04.2021
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- Redaktion
Mangelernährung bedeutet nicht immer, dass die Betroffenen zu wenig Nahrung aufnehmen, auch krankheitsbedingte Störungen der Verdauung, Resorption und Verwertung von Nährstoffen oder ein erhöhter Energiebedarf können zu einer unzureichenden Versorgung führen. Entsprechend können sowohl untergewichtige als auch normal- oder sogar übergewichtige PatientInnen mangelernährt sein. Als Kriterien einer Mangelernährung werden daher neben dem BMI auch ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust, eine geringe Muskelmasse oder Mangelerscheinungen gewertet.
Nach diesen Kriterien stuften die französischen Medizinerinnen und Mediziner 42,1 % der auf einer Normalstation aufgenommenen COVID-19-PatientInnen als mangelernährt ein – 18,4 % sogar als gravierend. Von denjenigen PatientInnen, die zuvor auf der Intensivstation gepflegt worden waren, waren sogar zwei Drittel mangelernährt. Ob der schlechte Ernährungszustand der PatientInnen von der COVID-19-Erkrankung herrührte oder bereits zuvor bestanden hatte, konnte im Rahmen der Studie nicht unterschieden werden [1]. „Es ist jedoch anzunehmen, dass er durch die Krankheit zumindest verstärkt wurde“, sagt Professor Dr. med. Matthias Pirlich, 2. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM). Denn COVID-19 bringe viele Symptome mit sich, die das Essen erschweren – wie etwa Geruchs- und Geschmacksverlust, starke Abgeschlagenheit und Übelkeit. Gleichzeitig sei der Energie- und Nährstoffverlust aufgrund von Durchfällen und hohem Fieber groß. Die ausgeprägte Entzündungsreaktion führe zu einem Abbau der Muskulatur.
Auch wenn die Bedeutung der beobachteten Mangelzustände für den weiteren Krankheitsverlauf noch unklar ist, werten die ExpertInnen der DGEM den hohen Anteil mangelernährter COVID-19-PatientInnen als deutliches Alarmsignal. Denn aus Studien zu zahlreichen anderen Erkrankungen ist bekannt, dass ein guter Ernährungszustand einen wertvollen Beitrag zur Gesundung leisten kann. Die Fachgesellschaft hält es daher für dringend geboten, COVID-19-Patienten bereits bei der Aufnahme in die Klinik auf ihren Ernährungszustand hin zu untersuchen und sie bei Bedarf während des stationären Aufenthaltes ernährungsmedizinisch zu betreuen.
Literatur:
1. Bedock D et al. Prevalence and severity of malnutrition in hospitalized COVID-19 patients. Clin Nutr ESPEN 2020. doi: 10.1016/j.clnesp.2020.09.018
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM), Pressemeldung vom 23.3.2021