© LIgorko/iStock/GettyImages

Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln: Produktangebot erweitert sich – VerbraucherInnen wählen nach eigenen Motiven

  • 30.04.2021
  • News
  • Redaktion

Der Markt der Fertigprodukte erweitert sich um zucker-, fett- und salzreduzierte Varianten, VerbraucherInnen wählen daraus nach eigenen Motiven unterschiedlich aus. Das zeigt das im April veröffentlichte Produktmonitoring 2020 des Max Rubner-Instituts (MRI).

Seit 2016 untersucht das MRI im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie die Gehalte von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten. Mit dem Bericht „Produktmonitoring 2020“ veröffentlichte das Institut im April aktuelle Ergebnisse zu Energie- und Nährstoffgehalten für die ausgewählten Lebensmittelgruppen Brot und Kleingebäck, Wurstwaren, weitere Fleischerzeugnisse und Riegel (z. B. Müsliriegel, Fruchtschnitten). Zusätzlich wurden Basiserhebungen für die bisher nicht erfassten sog. Quetschprodukte und für Kinderfertigmahlzeiten durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen nur an manchen Stellen eine signifikante Reduktion von Zucker, Fett oder Salz. In der Produktgruppe Brot und Kleingebäck (ohne Laugengebäck, das aufgrund seiner Herstellung traditionell viel Salz enthält) ist die Reduktion auch im Durchschnitt der Produktgruppe zwar klein, aber signifikant: Der Salzgehalt liegt durchschnittlich 4 % niedriger als 2016. Dies entspricht einer Reduzierung von 0,05 g pro 100 g Produkt (1,20 g/100 g im Jahr 2020 im Vergleich zu 1,25 g/100 g im Jahr 2016). Immerhin gibt es einzelne Untergruppen, in denen eine deutlichere Reduktion gelungen ist: z. B. Knäckebrot (37 % salzärmer als 2016), gefolgt von Vollkorntoast mit (10 %) [1]. Bei den Wurstwaren konnten kaum Änderung festgestellt werden. Während in anderen Produktgruppen Produkte mit Kinderoptik überwiegend genauso viel oder weniger Zucker, Salz bzw. Fett enthalten, sind die Wurstwaren mit Kinderoptik im Median salzreicher als die des Gesamtsortiments [1].

Erstmals wurden sog. „Quetschprodukte“ untersucht, das sind pürierte Lebensmittel in Kunststoffbeuteln, meist auf Basis von Obst, die über eine Saugtülle direkt in den Mund gedrückt werden. Die Spannweiten der Zuckergehalte sind groß und liegen je nach Sorte bei 6,5–16,7 g pro 100 g Produkt. Die Basiserhebung zeigt, dass von den Haushalten Produkte, die nur aus Früchten bestehen, am häufigsten und in den größten Mengen gekauft werden.
Umgekehrt verhält es sich bei den Riegeln. Auch wenn verkaufsstarke Müsliriegel mit Schokolade eine Verringerung von Zucker im Vergleich zur Basiserhebung 2016 um rund 11 % zeigen: VerbraucherInnen wählen bei den marktrelevanten Produkten eher die ernährungsphysiologisch ungünstigeren energie-, fett- und zuckerreicheren Varianten


Quelle:
Max Rubner-Institut, Pressemeldung vom 21.04.2021

Kommentar: (scs) Die Gegenüberstellung der Energie- und Nährstoffgehalte der untersuchten Fertigprodukte seit 2016 zeigt Reduktionen in einzelnen Untergruppen, in anderen ist eine Verringerung nicht auszumachen oder nicht signifikant. Vor allem zeigen die Ergebnisse jedoch eins: Das Lebensmittelangebot wird von den Herstellern, so der Bericht des MRI, teilweise um Produkte mit niedrigeren Gehalten erweitert. Die Produkte in den oberen Bereichen der Energie- und Nährstoffgehalte sind weiterhin auf dem Markt und werden auch gekauft. Die Fachverbände fordern seit Jahren eine Stärkung der Verbraucherbildung und – statt „freiwilliger Selbstverpflichtung“ zur Zucker-, Salz- und Fettreduktion – gesetzliche Regelungen zur erfolgreichen und relevanten Verringerung von Salz-, Zucker- und Fettgehalten. Diese Forderungen erhalten durch die im Produktmonitoring gezeigte starke Nachfrage nach den weiterhin angebotenen energiereichen Produkten auf jeden Fall Unterstützung.

Zu diesem Thema in der Ernährung Umschau:

Kleis LD, Schulte EA, Buyken A: Reformulierung in Europa:
Teil 1: Ein Überblick über geplante und umgesetzte Strategien in europäischen Staaten außerhalb Deutschlands. Ernährungs Umschau 2020; 67(10): M 582–91.

Teil 2: Ergebnisse bereits in europäischen Staaten außerhalb Deutschlands implementierter Strategien und Ableitung von Erfolgsfaktoren. Ernährungs Umschau 2020; 67(11): M644–9.

Bergmann K: Reformulierte Lebensmittel in Deutschland. Bestandsaufnahme, Barrieren, Handlungsfelder. Ernährungs Umschau 2019; 66(1): M30–40.

 

 

Das könnte Sie interessieren
Rolle der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) für die Ernährungsforschung weiter
Bunt und außer Kontrolle weiter
Alkohol – DGE-Positionspapier gibt Handlungsempfehlungen weiter
Zertifizierte Fortbildung: Potenziell kritische Nährstoffe bei vegetarischer und veganer... weiter
Unterschätzte Spurenelemente? Gehaltsdaten für Chrom, Mangan, Molybdän und Selen in... weiter
Schweizer Food Frequency Questionnaire weiter