Durch Fluoreszenzfarbstoffe konnten lebendige Bakterien im Fettgewebe nachgewiesen werden. © Universitätsklinikum Leipzig

Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes: Bakterien aus dem Fettgewebe führen zu Entzündungen

  • 31.07.2020
  • News
  • Redaktion

ForscherInnen der Universitätsmedizin Leipzig fanden in ihren Untersuchungen im Fettgewebe lebendige Bakterien und bakterielles Erbgut (DNA), die zu Entzündungen führen können. Je mehr bakterielle DNA im Fett vorhanden sind, umso höher sind die Entzündungswerte und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass Stoffwechselstörungen auftreten können, insbesondere für übergewichtige Personen und Patienten mit Typ-2-Diabetes.

Im Blutbild von übergewichtigen Personen sind die Entzündungswerte häufiger leicht erhöht. Zudem weisen sie wie auch Patienten mit Typ-2-Diabetes eine besondere Darmflora und eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms auf. „Wir haben uns gefragt, ob die Bakterien bei Diabetespatienten und Menschen mit Übergewicht in das Fettgewebe einwandern, um dort zu dieser Entzündung, die wir sehen, auch aktiv beizutragen“, sagt Dr. Rima Chakaroun von der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie, UKL.

Um herauszufinden, wie die Entzündungswerte mit Fettleibigkeit und Diabetes zusammenhängen, entnahmen die Wissenschaftler bei den Operationen durch Prof. Dr. Arne Dietrich an der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax-, und Gefäßchirurgie, UKL, sterile Fettgewebsproben von 75 Patienten.

Die Schnitte vom Fettgewebe wurden nach ihrer Entnahme mit Fluoreszenzfarbstoff eingefärbt und dann die Fluoreszenzsignale nachgewiesen. „Wir haben tatsächlich lebendige Bakterien im Fett gefunden. Und je mehr zu finden sind, desto kränker waren die Patienten. Auch die unabhängige Bestätigung durch das Hervorrufen einer Entzündung in Fettgewebszellen mit mehr bakterieller DNA gelang uns und unterstützt unsere These“, erklärt Chakaroun das wichtigste Ergebnis der Studie. Damit ist das Vorhandensein von Bakterien stark gewebespezifisch. Eine bestimmte bakterielle Zusammensetzung und Menge an Bakterien tragen vermutlich zusätzlich zu Entzündungen bei Diabetes-2-Patienten und übergewichtigen Personen bei.

In anschließenden Studien werden die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen weitere Faktoren einbeziehen. „Das Fettgewebe ist nicht lose in unserem Körper“, resümiert Chakaroun. „Es bleibt zu erforschen, wie das Zusammenspiel zwischen Umwelt und Ernährungsweise den Darm als Schaltstelle zwischen innerer und äußerer Umwelt sowie anderer Gewebe beeinflussen kann und darüber den Übergang der Bakterien ins Fett. Das zu verstehen, könnte uns neue Ansatzpunkte und eventuell neue Therapeutika zur Bekämpfung von Fettleibigkeit und metabolischen Erkrankungen ermöglichen.“

Originalveröffentlichung:
Massier L, Chakaroun R, Tabei S, et al. Adipose tissue derived bacteria are associated with inflammation in obesity and type 2 diabetes [published online ahead of print, 2020 Apr 21]. Gut. 2020;gutjnl-2019-320118. doi:10.1136/gutjnl-2019-320118


Quelle:
Universitätsklinikum Leipzig, Pressemitteilung vom 14.07.2020

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