Sind ökologisch erzeugte und traditionell verarbeitete Backwaren aus alten Getreidesorten besser verträglich als industriell hergestellte Getreideprodukte? © Strelciuc Dumitru /iStock/Getty Images Plus

Ernährungsforschung: Alte Getreidesorten könnten besser verträglich sein

Ein Großteil der Getreideprodukte, welche die Deutschen zu sich nehmen, besteht aus Weizen. Doch immer mehr Menschen verzichten beispielsweise aus gesundheitlichen oder subjektiven Gründen auf Gluten. Von einer Weizenunverträglichkeit sind schätzungsweise 0,5 bis 6 Prozent der Deutschen betroffen. Im Projekt „ReBIOscover“ untersuchen Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), ob ökologisch erzeugte und traditionell verarbeitete Backwaren aus alten Getreidesorten besser verträglich sind als industriell hergestellte Getreideprodukte.

Im Projekt „ReBIOscover – Wiederentdeckung regionaler Getreide-Landsorten zur nachhaltigen Herstellung von Bio-Lebensmittelspezialitäten“ wollen die PartnerInnen unter Leitung des KIT die Forschung an alten Landsorten intensivieren. Mit Unterstützung der Bäckereien wollen sie diese in der Praxis untersuchen. Hierfür analysieren sie die Inhaltsstoffe unterschiedlicher Getreidesorten sowie Bio-Lebensmittelspezialitäten.
Für die Nährstoffanalyse und für Backversuche stellt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die alte Landsorten kultiviert, ein Sortiment aus regional angebauten Weizensorten zur Verfügung.

Viele VerbraucherInnen berichten, dass sie traditionell handwerklich hergestellte Backwaren aus Weizen subjektiv besser vertragen als industriell hergestellte“, so die Lebensmittelchemikerin Prof. Katharina Scherf vom KIT. Die tatsächlichen Ursachen für gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Verzehr von Weizen seien aber bislang nicht geklärt. Durch Züchtungen könnten veränderte Inhaltsstoffe entstehen oder die Verarbeitung könnte für die schlechtere Verträglichkeit verantwortlich sein. Im Projekt sollen diese Hypothesen untersucht werden.
„Traditionell hergestellte Backwaren aus alten Getreidesorten könnten besser verträglich sein, wenn sie weniger Reaktionen im Immunsystem auslösen und möglicherweise mehr positive Inhaltstoffe als industriell gefertigte Getreideprodukte enthalten“, erklärt Scherf.
Weiterhin könne unsere Ernährung durch ein größeres Angebot an alten Landsorten und daraus hergestellten Nahrungsmitteln nachhaltiger und abwechslungsreicher werden. Aus diesen Gründen lohne es sich die Verfügbarkeit einer größeren Vielfalt bei den Getreideprodukten zu unterstützen.

Die Ergebnisse der Studie sollen wichtige Erkenntnisse für den Wissenstransfer in der gesamten Wertschöpfungskette liefern, vom ökologischen Landbau über die Verarbeitung in der Ernährungswirtschaft bis hin zu den VerbraucherInnen.


Quelle:
Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Nachhaltige Ernährung: Mit alten Landsorten zu verträglicheren Getreideprodukten. Pressemeldung vom 17.06.2021

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