NHANES: Zahl der Übergewichtigen in den USA stagniert

In den USA ist die Zahl übergewichtiger und adipöser Kinder und Erwachsener neuesten Daten aus NHANES zufolge in den letzten sieben bis zehn Jahren nicht mehr angestiegen1, 2, 3. Die Anzahl Übergewichtiger scheint sich dort auf hohem Niveau einzupendeln.

Anders die Situation in Deutschland – hier ist die Übergewichtsprävalenz auch im neuen Jahrtausend weiter angestiegen, allerdings insgesamt auf niedrigerem Niveau (> 50 % der Erwachsenen, ca. 15 % der Kinder). Zu beachten ist, dass die Daten durch unterschiedliche Erhebungsverfahren nur bedingt vergleichbar sind. Als übergewichtig gelten beispielsweise in den US-Daten Kinder über der 85. BMI-Perzentile (CDC4, s. u.), in Deutschland Kinder über der 90. BMI-Perzentile (KROMEYER-HAUSCHILD et al.5).

Entwarnung also in der Übergewichtsdiskussion für die USA, und vielleicht auch bald für Deutschland? Eher nicht, denn die Zahlen sind insgesamt zu hoch. Wie weit die Übergewichtsprävalenz in Deutschland noch ansteigen wird, ist schwer vorauszusehen, evtl. wird es auch hier auf (zu) hohem Niveau zu einem Plateau kommen. Nach wie vor fehlen aber auf Bevölkerungsebene erfolgreiche Präventions- und Therapiekonzepte. Entsprechend steht in den USA wie auch hierzulande die Gesundheitspolitik weiter vor großen Herausforderungen, werden Kampagnen zur Gesundheitsförderung und groß angelegte Forschungsinitiativen zur Entwicklung von Gegenkonzepten gefordert.

Hintergrund:
NHANES: Mit dem National Health and Nutrition Examination Survey werden seit 1960 Informationen über Gesundheit, Ernährungsgewohnheiten und Lebensführung einer repräsentativen Stichprobe der US-amerikanischen Bevölkerung gesammelt. Für die beiden aktuellen Studien wurden Gewichts- und Größenmessungen von 5 555 Erwachsenen ab 20 Jahren und 4 000 Kindern und Jugendlichen, darunter 719 Säuglinge und Kleinkinder im Alter bis zu 2 Jahren, ausgewertet. Durch die kontinuierliche Datensammlung kann die Entwicklung der Übergewichts- und Adipositashäufigkeit in den USA gut dokumentiert werden.

BMI-Perzentilkurven: Die Prävalenz des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen wird in den USA anhand der BMI-Perzentilkurven des CDC4 (Centers for Disease Control and Prevention) ermittelt. Diese wurden im Jahr 2000 auf Basis der aktuellen NHANES-Daten sowie Daten zur Gewichtsverteilung aus den 1960er Jahren erstellt. Die deutschen BMI-Perzentilkurven wurden von einer Expertengruppe um KROMEYER-HAUSCHILD5 anhand von Daten aus verschiedenen regionalen deutschen Studien entwickelt und 2001 veröffentlicht.

Quellen: 1DGE Presseinformation 1/2010 vom 1.2.2010, 2Flegal KM et al.: Prevalence and Trends in Obesity Among US Adults, 1999-2008. JAMA 303 (2010) 235–241,3Ogden CL et al.: Prevalence of High Body Mass Index in US Children and Adolescents, 2007- 2008. JAMA 303 (2010) 242–249, 4Centers for Disease Control and Prevention: CDC Growth Charts. www.cdc.gov/growthcharts, 5Kromeyer-Hauschild K et al.: Perzentile für den Body- Mass-Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehen verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr Kinderheilkd 149 (2001) 807–818

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/10 auf Seite 116, weitere Kurzberichte ab Seite 117.

Das könnte Sie interessieren
Ernährung im Wandel – wirklich? weiter
© ulrike brusch/iStock/Getty Images Plus
Nahrungsanreicherung mit Wildpflanzen weiter
VDOE verleiht OECOTROPHICA-Preis 2024 weiter
Dabei sein ist richtig! weiter
Vegan essen – klug kombinieren und ergänzen: DGE-Infoflyer vollständig überarbeitet weiter
© Charalambos Andronos/iStock/GettyImagesPlus
Pflanzliche Speisefette und -öle, Teil 5 weiter