Zu guter Letzt 05/10: So oder so?
- 04.05.2010
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- Redaktion
In der letzten Zeit häufen sich Übersichtsarbeiten und Metaanalysen, welche die Wirkung der gesättigten Fettsäuren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen in neuem Licht erscheinen lassen1. Dies gilt vor allem beim Austausch des Fetts gegen schnell verwertbare Kohlenhydrate.
Auch für Milch und Milchprodukte wurden eher günstige Effekte, durch möglicherweise positive Einflüsse der Gehalte an Kalzium, kurzen, ungeradzahligen, verzweigtkettigen Fettsäuren und konjugierten Linolsäuren aufgezeigt2. Der Grund dafür, dass die neuen Ergebnisse von früheren abweichen, liegt v. a. darin, dass man durch die inzwischen lange Gesamtdauer der Studien die Endpunkte betrachten kann und nicht mehr nur auf unsichere Biomarker (z. B. Cholesterinspiegel) angewiesen ist.
Dass die immer wieder propagierte Devise: „(Gesättigtes) Fett raus und Kohlenhydrate rein“ zu einfach gestrickt war, wird damit eindrucksvoll bestätigt. Dies hatte sich bisher schon angedeutet (s. Leitlinie der DGE: „Fettkonsum und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten“). Der Fettaustausch (gesättigte gegen mehrfach ungesättigte Fettsäuren) lohnt sich dagegen immer noch, wie auch die neueste Arbeit von MOZAFFARIAN et al.3 zeigt.
Schluss also mit der Erbsenzählerei! Weitere Klärung erwarte ich ohnedies nicht mehr nur von der Ernährungsepidemiologie mit ihren Metaanalysen allein, sondern auch von Ergebnissen der Stoffwechselphysiologie und Nutrigenomik sowie ggf. von diesbezüglich gezielten Interventionsstudien. Nicht zuletzt lassen mich das Befunde über Einflüsse von bestimmten gesättigten Fettsäuren auf die Insulinresistenz vermuten. Die Lage ist somit durchaus noch ergebnisoffen, um ein modernes Schlagwort zu gebrauchen.
Bis wir näheres über die „biologische Plausibilität“ der jeweiligen Wirkungen und die möglicherweise genetisch differierende Empfindlichkeit der Menschen wissen, sollten wir abwarten und bevorzugt Nahrung mit geringer Energiedichte (im Durchschnitt