Vitaminversorgung in Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Zwischen den oft tendenziösen Pressemitteilungen pseudo-wissenschaftlicher Institutionen über die Vitamingehalte in natürlichen und verarbeiteten Lebensmitteln oder über die Vitaminversorgung der deutschen Bevölkerung und den publizierten Studienergebnissen ernährungsepidemiologischer oder lebensmittelwissenschaftlicher Untersuchungen bestehen erhebliche Diskrepanzen.

Überzogene und gelegentlich auch falsche Darstellungen in der Laienpresse führen zu einer erheblichen Verunsicherung von Verbraucher/innen und beeinflussen in nicht unerheblichem Maße Konsumentscheidungen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat dies zum Anlass genommen, die Vitaminversorgung der deutschen Bevölkerung auf der Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Studien zu analysieren, zu bewerten und in einer zitierfähigen Form zu publizieren.

Einführung

Schlagzeilen wie „Deutschland leidet unter allgemeinem Vitaminmangel – alle sind betroffen“ garantieren zwar ein breites Medienecho und erhöhen möglicherweise den Bekanntheitsgrad des Schlagzeilenverursachers oder den Absatz von Supplementen unterschiedlichster Zusammensetzung. Diese oder ähnliche Behauptungen spiegeln jedoch die reale Situation der Vitaminversorgung unserer Bevölkerung nicht wider und führen bei Verbrauchern und Verbraucherinnen zu einer erheblichen Verunsicherung.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. betont, dass Deutschland kein „Vitaminmangel-Land“ ist. In dieser Stellungnahme wird die tatsächliche Vitaminversorgungssituation beschrieben und dargestellt, dass die Pauschalwarnungen Fehleinschätzungen sind. Danach wird aufgezeigt, in welchen Teilbereichen wirklich Probleme auftreten und Handlungsbedarf besteht.

Negativmeldungen werden häufig ausgelöst durch:

- eine nicht reflektierte, synonyme Verwendung der Begriffe „Vitaminmangel“ und „Vitaminunterversorgung“ (Nicht-Erreichen der Referenzwerte);
- einen nicht sachgerechten Umgang mit den von Fachgesellschaften erarbeiteten Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr;
- fehlendes Wissen über die Aussagekraft, die Unterschiede und die Bewertung verschiedener Ernährungserhebungsmethoden;
- fehlende Repräsentativität der untersuchten Stichproben und die Nichtbeachtung weiterer Stichprobenfehler.

Rechnerische „Vitaminunterversorgung“ ist kein „Vitaminmangel“

Zwischen der Vitaminunterversorgung, dem rechnerischen Nichterreichen der Referenzwerte und einem Vitaminmangel liegt eine große Spanne. Die Verwendung des Begriffs „Vitaminmangel“ setzt voraus, dass es infolge einer chronisch unzureichenden Vitaminversorgung bereits zu klinisch relevanten, messbaren Störungen bzw. charakteristischen Mangelsymptomen gekommen ist. Heute werden erfreulicherweise die früher gefürchteten Vitaminmangelkrankheiten (z. B. Skorbut und Pellagra) bei im übrigen gesunden Menschen in Deutschland nicht mehr beobachtet. Fälschlicherweise wird ein Nichterreichen der Referenzwerte für die tägliche Vitaminzufuhr nicht selten ebenfalls als „Vitaminmangel“ bezeichnet.

Die Begriffe „Vitaminunterversorgung“ bzw. „unzureichende Vitaminversorgung“ beschreiben eine mengenmäßige Unterschreitung der Referenzwerte für die tägliche Vitaminzufuhr, ohne dass bereits Vitaminmangelsymptome zwingend vorhanden sein müssen. Da der menschliche Organismus teilweise über erhebliche Vitaminspeicher und auch über ein gewisses Adaptationsvermögen an unterschiedlich hohe Vitaminzufuhrmengen verfügt, ist eine akribische tägliche Einhaltung der Referenzwerte nicht erforderlich. EU02/04/DGE

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 02/04 ab Seite 51, weitere Mitteilungen der Verbände ab Seite 56.

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