Neuer Ansatz zur Ermittlung eines ALG-II-Mehrbedarfs für eine vollwertige Ernährung
- 05.02.2014
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Silke Thiele, Kiel
Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 15.08.2013 | Akzeptiert: 07.11.2013
Derzeitige Arbeitslosengeld-II--Regelungen sehen vor, dass der für die Ernährung vorgesehene Geldbetrag auch dann nicht erhöht wird, wenn z. B. aufgrund medizinischer Empfehlung die Ernährung auf eine gesündere Kost umgestellt werden soll (bei Allergien, Diabetes, AIDS etc.). Grundlage dieser Entscheidung waren Berechnungen, die auf Basis der sog. Warenkorbmethode durchgeführt wurden, bei der ein von Experten zusammengestellter Lebensmittelwarenkorb mit Preisen bewertet wird. Im Rahmen allgemeiner ALG-II-Regelsatzberechnungen fand jedoch bereits Anfang der 1990er Jahre in der Bundesrepublik eine Abkehr vom Warenkorbmodell statt.
In diesem Beitrag wird ein neuer Ansatz vorgestellt, der statt der Warenkorbmethode ein Statistikmodell zur Ermittlung möglicher Mehrbedarfszuschläge verwendet. Auf Basis eines für Deutschland repräsentativen Haushaltspanels aus dem Jahr 2011 wird das tatsächliche Konsumverhalten bei Lebensmitteln von 13 131 Haushalten regressionsanalytisch untersucht, um zu identifizieren, ob einkommensärmere Haushalte, die vergleichsweise gesündere Lebensmittel kaufen, mehr oder weniger dafür zahlen als diejenigen mit einer durchschnittlichen Einkaufsweise.
Im Ergebnis zeigte sich, dass der Kauf von Lebensmitteln mit einer geringeren Energiedichte sowie höheren Dichten wasserlöslicher Vitamine und Spurenelemente mit höheren Ausgaben verbunden war. Demgegenüber führten höhere Dichten von Mineralstoffen und fettlöslichen Vitaminen zu verringerten Ausgaben. In der Summe, so zeigten Simulationen, waren Lebensmittelwarenkörbe mit einer höheren ernährungsphysiologischen Qualität teurer, sodass ein Mehrbedarf für eine vollwertige Ernährung abgeleitet wurde.
Schlüsselwörter: Vollwertige Ernährung, Kosten, Energiedichte, Nährstoffdichte, Arbeitslosengeld-II-Mehrbedarf, Lebensmittelwarenkörbe
A new approach to specify additional social benefit rates for a wholesome diet in Germany
Silke Thiele, Kiel
Summary
Current Unemployment Benefits II Regulations in Germany lay down that no additional social benefits will be paid when nutrition is switched to a wholesome diet for medical reasons. This regulation is based on calculations performed with the so-called “shopping basket method”. This article presents a new approach, using a statistical model to determine possible additional social benefits, instead of the “shopping basket method”.
On the basis of German Consumer Panel Research Data from the year 2011, the actual consumption behaviour of 13,131 households is investigated by regression analysis, in order to identify whether households with lower income and comparatively healthy food purchases pay more or less for this than lower income households with average purchasing behaviour. The results show that the purchases of foods of lower energy density and higher densities of water soluble vitamins and trace elements are linked to greater expenditures. In contrast, higher densities of minerals and fat soluble vitamins were linked to reduced expenditures. The overall conclusion of the simulations was that shopping baskets of higher nutritional physiological quality were more expensive, so that there are additional needs for a wholesome diet.
Keywords: social benefit rates, socio-cultural subsistence level, wholesome diet, nutrient density, energy density, empirical analysis
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/14 von Seite 32 bis 37.
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