Alimentum ultimum 04/02 (Das letzte Gericht)

Johannes

Er gefalle ihr eben, verteidigt sich meine Berliner Cousine Elvira. Er rauche nicht, trinke nicht, sei seit Jahrzehnten mit derselben Frau verheiratet und habe mit ihr wie auch immer drei wohlgeratene Kinder gezeugt, liebe seine Enkel und würde im Hotel ganz gewiss nicht einen Tanga-Slip von Bruno BANANI liegen lassen. Obwohl ihm Men’s Health ein beachtlich gestiegenes Modebewusstsein zugebilligt habe. Verblüffend, wie schnell er die halshochreckenden Redehüpfer zu unterlassen und sogar bei den lästigen Besuchen östlich von Werra und Elbe gütig zu lächeln und als Duett mit Angi das Badewannenlied zu singen gelernt habe .

Ha, entrüstet sich Ehemann Erwin, weit mehr als das ins Bild der Öffentlichkeit gedrückte Familienidyll liebe er die Fluchtburg seiner Akten. Deshalb sehe er wohl auch so aus wie der erblondete Schriftsatz einer Verfassungsklage. Im Übrigen verlasse er sich außer auf seine Image-Berater voll auf den Killerinstinkt des Chefs der CSU-Landesgruppe. Noch jedem dieser Wadenbeißer sei die Abwehr von Kommunisten und Hammelbratern unklarer Herkunft Herzenssache und ansonsten gleichgültig gewesen, wer als CDU-Fraktionsvorsitzender diente. Der GLOS habe sofort nach der Olympiade gepöbelt, dass allein die Kandidatur als das "nötige Dopingmittel" den Gewinn der 17 bayerischen Medaillen bewirkt habe. Und die Hände reibend: Von Stoibuterol sei selbst eine Überdosis nicht nachweisbar! Nur die FRIESINGER Anni müsse den Stoibuteroleffekt schon für die bayerischen Kommunalwahlen angezweifelt haben und deshalb nicht von der Dopingwirkung überzeugt gewesen sein. Wozu sonst der Zicken- und Doppel-BH-Krieg?

Dass die ungedopten Thüringer zweimal so viele Medaillen nach Hause gebracht hätten, spreche gleichfalls nicht gerade für Stoibuterol. Die Thüringer wären allerdings von vornherein so siegessicher gewesen, dass sie sich in Salt Lake City trotz ihrer Bettelarmut und ohne Kenntnis des neuen Blutaufbaumittels Darbepoitin als einziges Bundesland ein eigenes Haus geleistet hätten. Aus dem Grund des Erfolgs mache der Freistaat gar kein Geheimnis: Thüringer Rostbratwurst! Diese habe nicht nur Tradition, sondern schmecke auch köstlich und gebe Kraft. Generationen von Rennsteigwanderern und Studenten verbänden mit ihr das Gefühl von Lebensfreude und Erdverbundenheit. Die Ernährungswissenschaft in Jena täte deshalb gut daran, sich zwar mit allen Schrecken großer Zufuhren von gesättigen Fettsäuren, Cholesterin und heterozyklischen aromatischen Aminen auseinander zu setzen, niemals jedoch mit dem Kultobjekt Thüringer Rostbratwurst.

Und der Kanzler? Der sitzt derweil vielleicht mit Sepplhütchen, Krachlederner und Bergschuhen im Münchener Hofbräuhaus, isst die Weißwurst mit Messer und Gabel und will "no oan" Bier, was niemand versteht. Und fragt sich, ob er sich nicht einfach auf einen mehr sportlich auszutragenden öffentlichen Wettkampf einlassen sollte: im Aktenordnerweitwurf mit Baumfällerhemd, im Absingen des von Ralph Maria SIEGEL durchgeswingten Deutschlandliedes mit Lackschuhen oder als Ballermann im Efmeterschießen mit Schlappen von Hannover 96 und dem FC Bayern München. EU04/02

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