Praktikum der Nährstoff-Biokinetik (6)

Werner Kübler, Doris v. Reinersdorf, Gießen

Mittels biokinetischer Methoden lassen sich relativ einfach quantitative Aussagen über biologische Prozesse in einem lebenden Organismus gewinnen. Daher werden in dieser Reihe die wichtigsten Methoden der Biokinetik erläutert . In der aktuellen Ausgabe wird auf die Resorption fettlöslicher Substanzen am Beispiel der Carotinoide eingegangen.


Carotinoide

Biokinetische Methoden finden in der Carotinoidforschung ein weites und dankbares Anwendungsfeld – zumal aus Tierversuchen nur in begrenztem Umfang Schlüsse auf den Carotinoid-Umsatze beim Menschen möglich sind: Unter den Warmblütern finden wir (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) nur beim Menschen alle Carotinoide, die mit der Nahrung aufgenommen werden, auch in Blutplasma und Fettgewebe. Bei den meisten Säugetieren finden wir keine "Lipochrome", bei einigen, vor allem Widerkäuern, nur unsubstituierte Carotine und Lycopin. Diese wiederum kommen bei Vögeln nicht vor; Vögel können nur Carotinoide mit Sauerstoffsubstituenten unverändert resorbieren.

Es gilt, Zusammenhänge zwischen Dosierung und Plasma-Konzentrati.onen zu erkennen, Einflüsse auf die Bioverfügbarkeit aufzuklären und ggf. die Provitamin-A-Wirksamkeit zu quantifizieren.

Darüber hinaus spielen einige Carotinoide als natürliche oder naturidentische Lebensmittelfarbstoffe und als oral und lokal wirksame Sonnenschutz- und Bräunungsmittel eine Rolle. Hier müssen Wirksamkeit und Unbedenklichkeit mit den Methoden der klinischen Pharmakologie untersucht werden.

Resorptionsstudien mit Carotinoiden sind wesentlich komplizierter als diejenigen mit Vitamin A:

  • Nach der Zufuhr von Carotinoiden findet man diese in sehr schnell und extrem langsam eliminierten Plama-Proteinfraktionen (Chylomikronen bzw. VLDL, LDL, HDL), was einen besonders sorgfältigen zeitliche Planung der Versuche erfordert.
  • Am Transport der Carotinoide im Blutplasma sind mehrere Lipoproteine mit unterschiedlichen Anteilen beteiligt. Dies bedingt einen großen Analysenaufwand notwendig.
  • Schließlich ist die Resorption der Carotinoide beim Menschen schon in niedrigen Dosierungsbereichen begrenzt. Die Aufklärung der Gesetzmäßigkeiten erfordert besonders viele Versuche.
  • Bei der Untersuchung weit verbreiteter Carotinoide, wie ß-Carotin, Lycopin oder Lutein muss berücksichtigt werden, dass die Basis-Konzentrationen im Verlauf eines Belastungsversuches – der natürlich unter einer Versuchsdiät durchgeführt werden, die frei von dem unter-suchten Carotinoid ist – abfallen.  EU09/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 09/02 ab Seite 353.

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