Dietary Reference Intakes (DRI), Report 6, Teil II

Berthold Gaßmann, Bergholz-Rehbrücke

Übersicht, Kommentar und Vergleich mit den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr
Teil 2: Nahrungsfett, Fettsäuren und Cholesterin

Nach den vom Institute of Medicine of the National Academies mitgeteilten Dietary Reference Intakes für Mikronährstoffe und den zuletzt im Report 5 publizierten grundlegenden Ausführungen zum Konzept und zur Auswertung von Verzehrserhebungen (vgl. Ernährungs-Umschau 48 (2001) 476–479) liegen seit September 2002 für die USA und Kanada vorveröffentliche Referenzwerte für Nahrungsenergie und Makronährstoffe vor. Vereinfachend zusammengefasst, lassen sich die Bereiche des geschätzten Energiebedarfs bei mäßiger körperlicher Aktivität und die einer akzeptablen Makronährstoff-Verteilung wie in Tabelle 1 darstellen.

Für den Verzehr von Nahrungsfetten wird für Erwachsene ein AMDR (Acceptable Macronutrient Distribution Range) von 25–35 Energie-% angegeben. Dieser ist mit einem AMDR für (verdauliche) Kohlenhydrate von 45–65 Energie-% gekoppelt.

Gesättigte Nahrungsfettsäuren sind wie trans-Fettsäuren nicht nur entbehrlich, sondern vergrößern das KHK-Risiko und sind deshalb auch unerwünscht. n-9-cis-Alkensäuren können biosynthetisiert werden, spielen für die menschliche Gesundheit keine unabhängige Rolle und sind deswegen als Kostbestandteil nicht erforderlich. Ein physiologischer Bedarf an konjugierter Linolsäure (CLA) wird nicht gesehen.

Von den n-6- und n-3-Polyalkensäuren sind nur Linolsäure und &945;-Linolensäure essentiell. Für beide haben die aus amerikanischen Verzehrserhebungen berechneten höchsten durchschnittlichen Tagesmengen als Grundlage alters- und geschlechtsabhängiger AI (Adequate Intakes) gedient. Ihnen entsprechend sind AMDR von 5–10 Energie-% für Linolsäure und 0,6–1,2 Energie-% für &945;-Linolensäure festgesetzt worden. Von der Letzteren können 10 % durch längerkettige n-3-Fettsäuren (EPA, DHA) ersetzt werden.

Wenngleich aus unterschiedlichen Gründen, verringern sowohl Kostformen mit hohen Anteilen an Linolsäure und längerkettigen n-6-Fettsäuren als auch Kostformen mit hohen Anteilen an &945;-Linolensäure und längerkettige n-3-Fettsäuren das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen. Wegen der noch unsicheren Datenlage hat man sich für das Verhältnis von n-6- zu n-3-Fettsäuren nur auf einen relativ großen Bereich von 5 : 1 bis 10 : 1 geeinigt.

Für Cholesterin gibt es wie für gesättigte Fettsäuren eine positive lineare Trendbeziehung zwischen der Zufuhr mit der Nahrung und dem LDL-Cholesterin-Spiegel im Blutserum. Die gegenwärtige Datenlage erlaubt es jedoch beiderseits nicht, UL (Tolerable Upper Intake Levels) abzuleiten.

Die vorstehenden RDI und die ihnen entsprechenden D-A-CH-Richtwerte verfolgen im Prinzip dasselbe Ziel : Senkung des Herzinfarktrisikos durch einen höheren Verzehr von ungesättigten Fettsäuren an Stelle von gesättigten (und trans-) Fettsäuren bei konstanter angemessener Energiezufuhr. Die zur Realisierung vertretenen Positionen und Konzepte sind jedoch unterschiedlich. EU04/03


Tab. 1: Vereinfachte Wiedergabe des geschätzten Energiebedarfs und der akzeptablen Verteilung von Makronährstoffen 

1–2 Jahre

3–18 Jahre

Erwachsene

kcal/Tag

992–1046

1642–3152

2403–3087

% der Nahrungsenergie

1–3 Jahre

4–18 Jahre

Erwachsene

Fett

30–40

25–35

20–35

n-6-PUFA (Linolsäure)

5–10

5–10

5–10

n-3-PUFA* (&945;-Linolensäure)

0,6–1,2

0,6–1,2

0,6–1,2

Kohlenhydrate

45–65

45–65

45–65

Proteine

5–20

10–30

10–35

*ungefähr 10 % davon längerkettig

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 04/03 ab Seite 128.

 

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