„Türkisch für Anfänger“

Nicht nur in Fernsehen, Zeitung, Radio und sozialen Medien ist es aktuell DAS Thema – auch das Statistische Bundesamt berichtet, dass die Zahl der Zuwanderer so hoch ist wie nie. Derzeit leben in Deutschland bereits über 16 Millionen Einwohner mit Migrationshintergrund, Tendenz steigend.1 Grund genug, sich auch als Ernährungsfachkraft beruflich auf diese Veränderungen in der Bevölkerung einzustellen. Doch wo fängt man an? In Deutschland sind die meisten Menschen mit Migrationshintergrund im engeren Sinne (also nicht nur mit eigener Migrationserfahrung) mit über 2,8 Millionen nach wie vor türkeistämmig.2

Ernährungsfachkräfte, ebenso wie alle anderen Berufsgruppen, die mit Patienten, Klienten, Schülern – kurzum mit Menschen – zusammenarbeiten, sollten sich stärker mit den kulturellen Hintergründen und Ernährungsgewohnheiten von türkeistämmigen Migranten befassen. Auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit lohnt sich eine fortwährende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ernährungskulturen, denn neben Ökologie und Wirtschaft ist die dritte Säule von Nachhaltigkeit der soziale Bereich: Beratung kann nur erfolgreich bzw. nachhaltig sein, wenn wir soziale und kulturelle Hintergründe berücksichtigen und kultursensibel vorgehen.

Mit dem Special in diesem Heft möchten wir Ihnen den Einstieg in das Feld der Ernährungsberatung bei türkeistämmigen Migranten erleichtern:
Dr. Daniel Kofahl, u. a. Sprecher der AG Kulinarische Ethnologie in der Gesellschaft für Völkerkunde, beschreibt ab S. M530 die ernährungskulturellen Hintergründe der heterogenen Gruppe türkeistämmiger Migranten. Bekannt sein dürften vielen der Fastenmonat Ramadan und das Verbot, Schweinefleisch zu verzehren – aber wussten Sie auch, dass im Islam ausdrücklich Genuss als gottgefällig befunden wird?
Wie türkeistämmige Migranten der „typisch deutschen“ Krankenhausverpflegung gegenüberstehen, und wie in Krankenhausküchen und in der Ausbildung von Diätassistenten auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden kann, haben wir VDD-Präsidentin Ina Lauer gefragt (S. M533).
Die Initiative „Lale – iss bewusst und sei aktiv!“ bietet bilingualen (deutsch/türkisch) Ernährungsfachkräften Fortbildungen an. Die Zusatzqualifikation zum Lale-Trainer ermöglicht es, erstattungsfähige Kurse speziell für türkeistämmige Familien anzubieten. Lisa Tonk beschreibt ab S. M534 das Konzept und die Umsetzung von Lale; zudem berichtet die ausgebildete Lale-Trainerin Ayşe Özgenel von ihren Erfahrungen.

Beim Lesen dieses Specials, und auch für die anderen Beiträge und Meldungen im Heft wünsche ich Ihnen viele neue Erkenntnisse und iyi eğlenceler (viel Spaß)!

Ihre Stella Glogowski, Redakteurin



1
Hintergründe und mehr Zahlen zu Zuwanderern und Migranten können Sie auf S. M501 in diesem Heft nachlesen.
2 Statistisches Bundesamt. Mikrozensus.
URL: www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Migrationshintergrund/Tabellen/MigrationshintergrundStaatsangehoerigkeit.html   Zugriff 24.08.15 



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/15 auf Seite M493.

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