Diätassistenten in der Bundeswehr

Einbindung in das bundeswehreigene Netzwerk Ernährungsmedizin, Diätetik und Verpflegungswesen

Ursula Dany, Bonn

Ernährungsmedizin und Diätetik in der Bundeswehr beinhalten nicht nur die Aspekte der Prävention, Gesundheitsförderung und kurativen Medizin, sondern sind auch auf den Erhalt und die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit der Soldaten ausgerichtet.

Von ihnen erwartet ihr Dienstherr und die Bevölkerung, ähnlich wie von Polizisten, eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit und Stressbelastbarkeit. Der Soldat ist überdies laut Soldatengesetz zur Erhaltung seiner Gesundheit verpflichtet.

Betrachtet man die tägliche Praxis, so ist die Bundeswehr bezüglich ernährungsmedizinischer Probleme, insbesondere der Adipositas und deren Folgen weitgehend ein Spiegelbild der deutschen Bevölkerung. So haben z. B. zirka 10 % der über 40-jährigen Soldaten einen BMI von über 30. Internistische und orthopädische Folgeerkrankungen können bei diesem Personenkreis die körperliche Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Diensterfüllung zu Hause und im Einsatz deutlich einschränken.

Unter Einbeziehung der truppendienstlichen Vorgesetzten, der Verpflegungswirtschaft, ambulanter und stationärer Sanitätseinrichtungen sowie der Sportverantwortlichen werden und wurden multidisziplinäre Aufklärungs-, Beratungs- und Ausbildungsmodule etabliert. Diese beinhalten neben Ernährungsberatung und Ernährungstherapiemaßnahmen auch die Förderung der körperlichen Bewegung bzw. des Sports und den Einsatz von Maßnahmen zur Stressbewältigung.

In Zusammenarbeit mit dem zivilen Bereich wird hierzu gerade schrittweise ein ambulant-stationäres Therapie-Netzwerk aufgebaut. So können z. B. Diätassistentinnen aus dem zivilem Bereich auf Honorarbasis Diätberatungen im Auftrag von oder in den Standortsanitätszentren der Bundeswehr durchführen. Parallel dazu erfolgen Maßnahmen der Evaluation und des Qualitätsmanagements im Bereich der Ernährungsmedizin und Diätetik, die sich in den Bundeswehrkrankenhäusern bereits in der Phase der Realisierung befinden.

Eine wichtige Schlüsselfunktion hat in diesem Therapie-Netzwerk die Diätassistentin. Sie übernimmt in den verschiedenen Einrichtungen der Bundeswehr die Ernährungsberatung und die erforderliche ernährungstherapeutische Versorgung der Patienten. Gerade im Hinblick auf die Leistungsanforderungen an den Soldaten besteht hier für die Diätassistentin eine besondere Herausforderung. Ihre Klientel unterscheidet sich in Altersstruktur, Geschlecht und Häufigkeit bzw. Vielfalt der Erkrankungen von Patienten in zivilen Krankenhäusern oder im Praxisalltag. Ergänzend prägen administrative Aufgaben durch zivile und militärische Verwaltungsstrukturen die Tätigkeit dieses Fachpersonals. Daher ist neben der reinen Fachkunde der regelmäßige Informationsaustausch und die interne Kommunikation von besonderer Bedeutung.

Neben der seit vier Jahren etablierten jährlichen Dienstbesprechung aller in der Bundeswehr tätigen Ernährungsfachkräfte wurde zur Koordinierung der vielfältigen Aufgabenstellungen kürzlich ein Arbeitskreis "Ernährungsmedizin und Diätetik Bw" gegründet.

Seine Aufgabe besteht darin, Adipositasambulanzen, Lehrgangsangebote, Diät- und Ernährungsberatungsmöglichkeiten zu realisieren, sowie gezielt gesundheitsorientierte Verpflegungsangebote zu fördern.

Langfristiges Ziel all dieser Maßnahmen ist die Reduzierung der Adipositas in der Bundeswehr um 20 %, die damit verbundene Steigerung der Leistungsfähigkeit der Soldaten und die Förderung eines positiv besetzten Gesundheitsbewusstseins auf der Grundlage eines gut akzeptierten Verpflegungs- und Sportangebots.

Damit erhält die Tätigkeit der Diätassistentin, die in oder für die Bundeswehr arbeitet, neben der rein fachlichen auch eine gesundheitspolitische Dimension. EU01/02

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