Europa-Universität Flensburg: Deutsch-dänisches Projekt fördert interkulturelle Bewegungs- und Ernährungskompetenz

  • 08.05.2015
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  • Dr. Ulrike Johannsen
  • Dr. Nele Schlapkohl

Wie können Schüler lernen, sich motiviert und selbstbestimmt gesünder zu ernähren und öfter zu bewegen, sowohl im Unterricht als auch in den Schulpausen und im Freizeitbereich? Wie sehen neue Materialien für funktionale Analphabeten aus, die ein implizites Lernen der Handlungsfelder „Ernährung“ und „Bewegung“ ermöglichen?1 Am 5. März 2015 haben etwa 90 Teilnehmer und 45 Schüler aus Deutschland und Dänemark ihre Ergebnisse zu diesen Fragen auf einem gemeinsamen Kongress an der Europa-Universität Flensburg (EUF) vorgestellt. Gegenseitige Synergieeffekte über die Grenzen hinaus sowie eine Verstetigung einzelner Interventionen zu fördern, waren Ziele des gemeinsamen Kongresses.

Über drei Jahre lang hat sich das deutsch-dänische Projekt „Grenzüberschreitendes Kompetenznetzwerk: Neue Perspektive für eine nachhaltige Ernährungs- und Bewegungskompetenz“ mit diesen Fragen beschäftigt, gefördert durch INTERREG 4A-Mittel. Hintergrund sind die gleichen grenzübergreifenden gesundheitlichen Probleme wie Adipositas, Bewegungsmangel und Fehlernährung, obwohl Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsysteme in beiden Ländern ein jeweils anderes Grundverständnis aufweisen.

Sehr gut funktioniert der Ansatz Peer Education, in dem sich Schüler untereinander anleiten. Die Kinder und Jugendlichen erschließen sich selbstständig und motiviert die Themen, kommunizieren auf Augenhöhe und profitieren dadurch bei der Wissensvermittlung. So zog sich die Vorstellung dieses Ansatzes wie ein roter Faden durch die Präsentation der Praxisprojekte auf dem etwa zweistündigen „Marktplatz – von Schule zu Schule“. Darüber hinaus wurden innerhalb des Projektzeitraums weitere Methoden und Materialien entwickelt, wie bspw. die gemeinsame morgendliche „Schulerwärmung“ oder die freiwillige Ausbildung von „Spieleexperten“ für die Pausengestaltung. Pia Øxenberg Hansen, Studiengangleiterin des Bachelor-Studiengangs „Ernährung und Gesundheit“ am dänischen University College Syddanmark (UCS), betonte den Gewinn für die Studenten: „Wir konnten ein Konzept zur Einbindung der Studierenden in die grenzüberschreitende Kooperation entwickeln.“

Der Journalist und Filmemacher Reinhard Kahl hatte durch die Präsentation seiner neuesten Filmprojekte „Die Schule neu kochen“ und „Melodie des Lebens“ die Teilnehmer herausgefordert, das bekannte und häufig erstarrte System Schule immer wieder neu zu definieren. Aus seiner Sicht gilt es, Grenzen zu erweitern und sich Fragen zu Möglichkeiten der Integration kultureller und ästhetischer Aspekte in den Schulalltag mit allen Sinnen zu stellen.

In den anschließenden Workshops konnten ausgewählte Themen wie Peer Education oder „Bewegtes Lernen“ vertieft werden. Ein besonderer Schwerpunkt lag im Workshop Food & Move Literacy. Diesbezüglich wurde die Frage, wie die Lese- und Schreibkompetenz von funktionalen Analphabeten und Migranten über Ernährungs- und Bewegungsthemen zu stärken sei, diskutiert. Gemeinsam mit den Volkshochschulen waren dazu praxisnahe Lernmaterialien für Erwachsene entwickelt worden, die den Teilnehmern präsentiert wurden. „Die Verknüpfung von Grundbildung, Ernährung und Bewegung hat sich als sehr zielführend erwiesen“, sagt Jochen Dasecke von der VHS Husum. „Durch Themen wie das Lesen eines Kochbuchs oder das Verfassen eines Einkaufszettels werden Menschen anhand relevanter Themen der Lebensführung alphabetisiert. So lösen sie zwei Probleme gleichzeitig.“

Das Projekt läuft Ende Mai 2015 aus, dennoch soll die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg weiter geführt werden. 

-> www4.uni-flensburg.de/ food-and-move

1 -> Das Forschungsprojekt wurde in Ernährungs Umschau 3/2015, S. 44–51, vorgestellt.


Dr. Ulrike Johannsen,
Dr. Nele Schlapkohl, 
Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften der Europa-Universität Flensburg

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/15 auf Seite M254.

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