Krankenhausverpflegung für türkeistämmige Migranten

Interview mit Ina Lauer, Berlin

Frau Lauer, Sie haben mehrere Jahre das Ernährungsmanagement an der Berliner Charité geleitet. Wie wird dort auf die Essenswünsche von türkeistämmigen Migranten eingegangen?

Lauer: Für die Vollkostverpflegung werden an der Berliner Charité heutzutage im Verpflegungssystem drei „Wahlessen“ angeboten. Bei der Speisenauswahl wird darauf geachtet, dass immer ein Menü ohne Schweinefleisch und ein vegetarisches Menü enthalten sind, aus denen Patienten mit kulturell anderen Ernährungsgewohnheiten wählen können.

Wissen Sie, wie dies in den meisten anderen deutschen Krankenhäusern gehandhabt wird?

Lauer: Durch die Qualitätskriterien, bspw. das Rationalisierungsschema1 oder den DGE-Standard für die Versorgung in Krankenhäusern, ist dieses Vorgehen bei der Speisenauswahl deutschlandweit übliche Praxis.

Wird diese Patientengruppe bei Krankenhausaufenthalten häufiger als andere Patienten mit Essen durch die Angehörigen versorgt?

Lauer: Das ist oft der Fall. Unsere Art, die Speisen zuzubereiten und zu würzen, ist Patienten, die ihre heimischen Speisen gewohnt sind, fremd. Angehörige versorgen solche Patienten oft mit den ihnen vertrauten Speisen, die die Lebensfreude erhöhen, welche bei der Genesung von hohem Wert ist. Es ist zu beobachten, dass die Angehörigen die mitgebrachten Speisen oft gemeinsam mit dem Patienten verzehren. Das ist eine wichtige Tradition. Das Mitbringen des Essens ist deshalb nicht zwangsläufig mit der Ablehnung des Krankenhausessens verbunden.

Das Interview für die Ernährungs Umschau führten Stella Glogowski und Lisa Seibel.



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/15 auf Seite M533.

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