Kulturelle und religiöse Einflüsse auf (und durch) die Ernährungskultur von türkeistämmigen1 Migranten

Interview mit Daniel Kofahl, Witzenhausen

Herr Dr. Kofahl, Sie haben promoviert zum Thema „Die Komplexität der Ernährung in der Gegenwartsgesellschaft“ – wird die Ernährung in unserer Gesellschaft durch türkeistämmige Menschen komplexer, oder ist dieser Einfluss gegenwärtig noch zu gering?
Kofahl: Wenn wir von „Gesellschaft“ in der Gegenwart sprechen, kann eigentlich sowieso nur noch die „Weltgesellschaft“ gemeint sein. Ernährungskulturen enden schon lange nicht mehr an räumlichen bzw. nationalstaatlichen Grenzen. Sie befinden sich stattdessen in einem permanenten multikulturellen Evolutionsprozess mitten in einer globalisierten sozialökologischen Umwelt.

Ernährungskulturelle Einflüsse, die mit Migrantinnen und Migranten aus dem türkischen Staatsgebiet (dazu zählen nicht nur Türken, sondern z. B. ebenso Kurden sowie die christlichen Aramäer) nun auch in Deutschland immer präsenter geworden sind – übrigens seit inzwischen über 50 Jahren –, haben selbstverständlich ihren Beitrag zu der fruchtbaren Vielfalt des Gastronomischen und Kulinarischen geleistet. Diese Vielfalt weiß man in aller Regel auch zu schätzen. Und ich meine hier nicht nur Kebab und Köfte, sondern die Ernährungskultur aus der Türkei ist selbst wieder eine komplexe Ernährungskultur mit unterschiedlichsten Einflüssen und verschiedensten Gerichten. Das reicht vom variationsreichen Vorspeisenteller über diverse Hauptgerichte, Back- und Teigwaren bis hin zu Desserts, Süßigkeiten sowie eigenen Formen der gemeinsamen Mahlzeiten und der Gastlichkeit.

Komplexität ist nichts zum Fürchten, man muss sie nur zu bewältigen wissen, um dann Entscheidungen in konkreten Situationen zu treffen oder Innovationen anzustoßen. Jede Ernährungskultur erhöht zudem die gesellschaftliche Artenvielfalt, man sollte diese kulturelle Biodiversität zu pflegen wissen.

Das Gespräch für die Ernährungs Umschau führte Stella Glogowski.



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/15 von Seite M530 bis M532.

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