Macht Werbung dick?

Einfluss der Lebensmittelwerbung auf Kinder und Jugendliche

Joerg M. Diehl, Gießen

Erhebungen in Deutschland wie in anderen westlichen Industrieländern lassen keine Zweifel mehr zu, dass die Prävalenz von Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen im letzten Jahrzehnt beständig angestiegen ist. Übergewicht und Adipositas stellen nicht nur ein ästhetisches Problem dar, sondern sie erhöhen z. T. deutlich das Risiko für eine große Anzahl von Krankheiten, deren spätere Behandlung das Gesundheitssystem mit erheblichen Kosten belastet. Daher drängt sich mehr denn je die Frage auf, welche Faktoren ursächlich für die Verbreitung der jugendlichen Fettleibigkeit sind und wie deren Bekämpfung am effektivsten zu gestalten ist.

Wie in anderen Industrieländern verbringen auch Kinder in Deutschland große Teile ihrer Freizeit vor dem Fernsehgerät, wobei sie vorwiegend die werbereichen Sendungen privater Kanäle verfolgen. Dort sind sie in erheblichem Umfang der Werbung für Süßwaren und fettreiche Snacks ausgesetzt. Gesundheitspolitiker und Verbraucherschützer sehen das Anpreisen einer derartig „ungünstigen“ Nahrungspalette als bedeutsame Mitursache für das ständig zunehmende Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen an.

Eine Analyse der vorliegenden empirischen Evidenz kann diesen Verdacht jedoch nicht erhärten. Während in den letzten 10 Jahren das Übergewicht bei Kindern beständig ansteigt, ist der Fernsehkonsum in diesem Zeitraum bemerkenswert konstant geblieben. Von der Nahrungsmittelindustrie selbst werden Belege geliefert, dass Fernsehwerbung für neue, modifizierte oder bestehende Produkte deren Marktanteil massiv erhöhen bzw. auf einem gewünschten Niveau halten kann.

Es gibt jedoch keine Hinweise, dass durch die an Kinder gerichtete Werbung deren Gesamtverzehr von Süßwaren und Snacks erhöht wird. Zahlreiche Studien konnten keine signifikante Beziehung zwischen Fernsehnutzung und Gewichtsstatus feststellen. Weiterhin war in den meisten Erhebungen der Konsum von stark beworbenen Food-Produkten bei den übergewichtigen Kindern nicht höher als in den schlankeren Vergleichsgruppen. Konkrete Erfahrungen in Kanada und Schweden haben zudem deutlich gemacht, dass Werbeeinschränkungen und -verbote ohne jeden Einfluss auf die Ausbreitung des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen sind. Überarbeitete Fassung eines Vortrags anlässlich der BLL-Jahrestagung „Lebensstil und Gesundheit – Ernährung und Bewegung“ am 29. April 2004 in Berlin.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 02/05 ab Seite 40.

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