Eindrücke der Redaktion vom 45. Wissenschaftlichen Kongress der DGE in Bonn
- 09.05.2008
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- Redaktion
Quality as usualMit gewohntem Umfang und einer wie immer großen Themenvielfalt wartete der diesjährige DGE-Kongress in Bonn auf. Gut organisiert erschienen die Vortragsreihen und Veranstaltungen ebenso wie der ergänzende interessante Museumsbesuch. In diesem Jahr beschäftigte sich der Kongress mit den Themenschwerpunkten „Lebensmittelqualität“ auf der einen und „Ernährung in der Adoleszenz und im Alter“ auf der anderen Seite.
In Vorträgen und Postern z. T. prominent behandelte weitere Themen waren die im naturwissenschaftlichen Bereich expandierende experimentelle Ernährungsforschung, die sich nicht nur auf die Vortragsreihe Nutrigenomik beschränkte, sowie die Schlagworte „SES“ , d. h. die Erforschung sozialer (Un-)Gleichheit in der Ernährung, und „Lebensstil“, ein Begriff, der mehr und mehr Beachtung in Studien zur Entstehung von Zivilisationskrankheiten findet.
In der Vortragsreihe Ernährungsmedizin II konnte man aus den verschiedenen vorgetragenen Konzepten zur Gewichtsreduktion nach jahrelanger aktiver Diskussion wieder schließen, dass die Menschen mit allen gut konzipierten Diäten (low carb, low fat, Trennkost, Kombinationen) abnehmen, der Erfolg eher abhängig ist vom Gesamtkonzept des Abnehmprogramms inkl. Art der Beratung, Bewegungsmodule etc.
Mit Spannung erwartet, kamen auch erste Ergebnisse von der NVS II. Das viele Bundesbürger zu dick sind und das Übergewicht mit dem Alter zunimmt ist dabei weniger neu. Erkenntnisse gibt es aber auch (bzw. wird es geben) über viele Details vom Einkaufs- und Verzehrsverhalten bis zum Gesundheitszustand, Faktoren, die im Fragebogen der NVS II ebenfalls enthalten waren.
Einen sehr informativen Abschluss der Eindrücke lieferte die Sitzung zum aktuellen Report der World Cancer Research Foundation (WCRF) am Freitag Nachmittag. Vorgetragen wurde die Entstehung und Konzeption des Reports, der die Ergebnisse von rund 7 000 Studien zur Krebsentstehung aus allen Kontinenten auswertet und daraus Zusammenhänge zwischen bestimmten Krebsarten und Faktoren der Ernährung und des Lebensstils zusammenfasst.
Beispielhafte Zusammenhänge wurden anschaulich von Prof. Claus LEITZMANN vorgetragen, der auch die deutsche Kurz-Übersetzung des Berichts verfasst hat. Ein als sicher geltender Zusammenhang mit Übergewicht besteht demnach bspw. bei Darm-, Pankreas-, Brust- und Nierenkrebs. Übergewicht ist dabei definiert als 20–30 % über Normalgewicht – kommen Rauchen oder Alkoholmissbrauch hinzu, reichen 15 % über Normalgewicht als Risikofaktor.
Den Empfehlungen der Krebsprävention folgte die leckere Verpflegung sowohl bei der Pressekonferenz als auch bei der Abendveranstaltung, an der auch ein Team des WDR-Fernsehens teilnahm. Die von vielen jungen WissenschaftlerInnen in Vortragsreihen und Symposien vorgestellten Ergebnisse wurden jeweils in kleinem Kreis diskutiert. Von ersteren wünschte sich DGE-Präsident Prof. Peter STEHLE für das nächste Jahr eine größere Anzahl qualitativ hochwertiger Abstract-Einreichungen, aus denen dann leichter eine angemessene Zahl sehr guter Arbeiten ausgesucht werden könnte.
Wünsche für 2009 in Gießen: Wissenschaftliche Qualität durch eine größere Auswahl an eingereichten Arbeiten, weiterhin reges Interesse und Teilnahme von Industrieausstellern und Teilnehmern und vielleicht wieder eine kontroverse Podiumsdiskussion zum Schwerpunktthema. Die Ernährungs Umschau ist auf jeden Fall wieder dabei.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/08 auf Seite 264.