Oecotrophica-Preis 2003
- 10.03.2004
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- Redaktion
Ernährungsverhalten von Armutshaushalten
Stephanie Lehmkühler, Friedrichsdorf
Der Oecotrophica-Preis 2003 für die beste Doktorarbeit im Bereich Ernährungsverhaltensforschung wurde vom Verband der Diplom-Oecotrophologen e. V. für die „Gießener Ernährungsstudie über das Ernährungsverhalten von Armutshaushalten (GESA)“ vergeben, die im Folgenden vorgestellt wird.
Die GESA basiert auf der Darstellung des Ernährungsverhaltens, des Lebensmitteleinkaufes, des haushälterischen Handelns und deren Auswirkungen auf Gesundheitsstatus und Wohlbefinden von 15 in einem sozialen Brennpunkt Gießens lebenden Familien. Das Einkaufs- und Ernährungsverhalten der teilnehmenden Armutshaushalte wurde mittels gemeinsamen Treffen und Gesprächsrunden, Experteninterviews, qualitativen Einzelfall-Interviews, Fragebogen, vierwöchigen Einkaufsprotokollen, teilnehmenden Beobachtungen, gemeinsamen Lebensmitteleinkäufen, Kochen und Verzehren der Mahlzeiten erfasst.
Dr. Stephanie Lehmkühler, Preis-
trägerin, mit Barbara Huttanus,
Margarine Institut für gesunde Ernäh-
rung e. V. (li.) und Dr. Andrea Dittrich,
Verband der Diplom-Oecotrophologen
e. V. (re.)
Die Ergebnisse zeigen, wie und was die befragten Familien tatsächlich essen und trinken, nach welchen Kriterien sie ihre Lebensmittel auswählen, wie sie ihren Einkauf organisieren, welche Bedeutung sie ihrer Ernährung und Gesundheit beimessen und welche Netzwerke sie nutzen, um mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Geld auszukommen. Außerdem wurden Kenntnisse über gesunde Ernährung, Haushaltsführung, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mahlzeitenzubereitung und haushaltstechnische Ausstattung abgefragt.
Grundsätzlich stehen Ernährung, Gesundheit und das damit verbundene haushälterische Handeln nicht im Vordergrund alltäglicher Probleme und Mangelzustände der befragten Familien. Die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheitszustand sind den meisten Befragten nicht bewusst.
Ihr Ernährungsverhalten unterscheidet sich vom Verhalten anderer Verbraucher mit höherem Einkommen. Dies ist zum einen dadurch bedingt, dass ihr Handlungsspielraum wegen finanzieller Engpässe eingeschränkt ist. Orientiert an den Maßstäben der Gesellschaft empfinden die Betroffenen den daraus resultierenden Verzicht auf bestimmte Produkte als schmerzlich. Beispielsweise nehmen Fleisch und Wurstwaren einen hohen Stellenwert in den befragten Armutshaushalten ein. Der Verbrauch dieser Produkte ist in den Haushalten, die über einen größeren finanziellen Spielraum verfügen, jedoch höher als der in ärmeren Haushalten. Wenn finanziell möglich, wird aus Kostengründen abgepackte Ware eingekauft. Auf Grund des hohen Sättigungswertes werden jedoch häufiger Brot, Teigwaren und Kartoffeln verzehrt.
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 03/04 ab Seite 108, weitere Mitteilungen der Verbände ab Seite 102.
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