Zu guter Letzt 04/13: Google-Hupf

Das World Wide Web ermöglicht nicht zuletzt uns Journalisten Recherche rund um die Uhr. Google scheint dabei das beste Suchmaschinen-Konzept gehabt zu haben, denn es hat alle anderen Suchmaschinen aus dem Rennen geworfen. So surfen die Deutschen täglich auch auf der Suche nach Ernährungsthemen im Netz. Sind sie dadurch umfassender informiert?

Darauf müssen wir „Fachleute“ uns einstellen: Knapp 2 Mio. monatliche Suchanfragen zum Thema „Ernährung“1 in Deutschland müssen irgendeinen Informationsgewinn erzeugen. Die Frage ist nur, ob umfassender auch qualitativ besser bedeutet. Aber das ist ein anderes Thema. Was gegoogelt wird, bestätigt im Großen und Ganzen die Erwartungen an das eher bauchgesteuerte Suchverhalten privater Netz-Surfer. Sehr deutlich: Auf eine große Spitze in der Suche nach Rezepten im Dezember folgt regelmäßig eine ebensolche in der Suche nach Diäten im Januar. Natürlich vorhersehbar, jedoch lässt es mich in seiner ungeheuren Ausprägung schmunzeln.

Ebenso vorhersehbar, trotzdem interessant: die Differenz zwischen Suchanfragen und Informationsangeboten. Ein überaus großes Angebot steht einer geringen Nachfrage gegenüber bei stark durch Lobbys gepushten Themen wie Zucker, Süßstoff, Fast Food, Laktose . Verbraucher richten ihren Verzehr hier wohl eher nach Geschmack (Zucker, Fast Food) oder „Trend“ (Laktose), ohne sich groß darüber zu informieren. Die Informationsflut läuft etwas ins Leere.

Ebenso ist die Situation bei allgemein-ethischen Themen wie „Tierschutz“ – das Angebot ist groß, die Suchanfragen gering (8 680 000 vs. 12100). Bei „egoistischen“ Motiven verhält es sich umgekehrt: „Diabetes“ (673 000 Anfragen/Monat), „Eiweiß“ (550 000), „Kalorientabelle“ (74 000) werden um ein Vielfaches häufiger angefragt – bei ähnlich großem Angebot. Nichts Neues also? Jein. Denn die Überraschung ist: Die Mega-Hypes bei Google (neben Diät und Diabetes) sind „bio“ (Platz 1=>2 500 000 Nachfragen) und „vegan“ (Platz 5 = knapp 500 000 Nachfragen).

Ein wunderbar menschlicher Mix von Kultur, Schwäche, Egoismus, Bauchgefühl und einem schönen Bio-Trend. Hätten Sie etwas anderes erwartet?

Übrigens: Das Angebot an Rezepten im Internet ist überwältigend: Allein über 500 Guglhupf-Rezepte nur bei chefkoch.de. Nachdem man sich für eins entschieden hat, bleibt leider keine Zeit mehr zum Backen…

Ihre Sabine Schmidt

1Die Zahlen entstammen dem „food-report Januar 2013“ von food monitor (www.food-monitor.de) und beziehen sich auf Daten, die von Google bereitgestellt wurden.

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