Verantwortungsvolles Kindermarketing

Einleitung

Kinder und Jugendliche wachsen heute in übergewichtsfördernder Umgebung auf [1–3]. Täglich sind sie einer Vielzahl von Werbebotschaften ausgesetzt – beim Fernsehen, beim Sport, im Supermarkt, in Freizeiteinrichtungen, selbst in Schulen und am Frühstückstisch in der Familie, und zunehmend rund um die Uhr auch über ihre Smartphones, auf Internetplattformen, Webseiten und in sozialen Medien [4–8]. Insbesondere adipogene, hochverarbeitete Lebensmittel mit hohen Gehalten an Zucker, Salz und gesättigten Fetten werden an Minderjährige vermarktet [5, 9–11]. Kindermarketing ist ein „kommerzieller Bedingungsfaktor“ für Adipositas [10, 12].

Der digitalen Revolution im effektiven Kindermarketing stehen bislang wirkungs- und sanktionslose, partielle Selbstverpflichtungen der Industrie gegenüber [5, 9, 11, 13]. Massive Lobbyeinflüsse der Ernährungswirtschaft und das Mittragen freiwilliger Selbstverpflichtungen der Industrie seitens der Politik verhindern eine effektive Unterbindung des gesundheitsgefährdenden Kindermarketings. Die Frage, wie die Politik Heranwachsende besser vor der umfassenden Verführung zu ungesundem Konsum auf Kosten ihrer Gesundheit schützen und wie sie trotz massiver Widerstände dazu bewegt werden kann, unethisches Kindermarketing zu unterbinden, ist ein zentrales Anliegen von Public Health (Nutrition).

Was ist „Kindermarketing“?

„Marketing“ ist ein Sammelbegriff für „jede Form von kommerzieller Kommunikation oder Botschaft, die darauf ausgerichtet ist oder die Wirkung hat, die Wahrnehmung, Attraktivität und/oder den Konsum spezieller Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen“ (WHO, [14]). Effertz definiert „Kindermarketing“ als „die Gesamtheit der direkten, auf Kinder zugeschnittenen Ansprachemaßnahmen des Marketings der Lebensmittelindustrie, die nicht nur auf Werbung im klassischen Sinn abstellt“ [5]. Diese Definition bildet im digitalen Zeitalter jedoch nur einen Teil des gesamten Marketingdrucks für ungesunde Lebensmittel ab, der auf Heranwachsende einwirkt [4, 7], z. B. werden Werbeeinblendungen auf YouTube und im Fernsehen von einem gemischten Publikum gesehen.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2020 von Seite M356 bis M363.

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