Anuga 2001

Kirsten Grashoff, Frankfurt

Alle zwei Jahre treffen sich die Vertreter der Ernährungswirtschaft auf der Anuga in Köln. In diesem Jahr stellten 6205 Unternehmen aus 95 Ländern vom 13. bis 17. Oktober ihr Angebot an Lebensmitteln und Getränken den Fachbesuchern vor. Die internationale Bedeutung der Messe wurde durch die hohe Auslandsbeteiligung (4696 Aussteller) unterstrichen. Zur weltweit größten Fachmesse kamen insgesamt rund 165000 Einkäufer, davon 40 % aus dem Ausland. Vor dem Hintergrund der angespannten weltpolitischen Lage gingen die Besucherzahlen allerdings gegenüber 1999 um rund 15 % zurück.

Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln

Traditionell ist die Anuga eine wichtige Plattform für die Einführung neuer Produkte, Strategien und Konzepte sowohl im Lebensmittelhandel als auch in der Gastronomie und Großverpflegung. Zudem gibt es ein umfangreiches, zielgruppenorientiertes Rahmenprogramm, das in diesem Jahr ganz im Zeichen der Lebensmittelqualität und -sicherheit stand.

So diskutierten z. B. im Rahmen der "Talking Food-Kampagne" Jugendliche mit Vertretern der Ernährungswirtschaft und Politik über aktuelle Fragen in Sachen Lebensmittelsicherheit. Es wurden mehrere Podiumsdiskussionen zum Qualitätsbegriff und zur künftigen Entwicklung der Ernährungsindustrie durchgeführt. Deutlich wurde, dass alle an der Nahrungskette Beteiligten Möglichkeiten und Wege suchen, um das Vertrauen der Verbraucher im Hinblick auf die Sicherheit der angebotenen Lebensmittel wieder zu gewinnen. So wurde anlässlich der Messe das neue Qualitätssiegel für konventionelle Lebensmittel (vgl. das Editorial in der Oktober-Ausgabe der Ernährungs-Umschau).

Es soll alle Schritte der Lebensmittelproduktion einbeziehen, Transparenz schaffen und die Herkunft der Rohstoffe rückverfolgbar machen. Darauf zielt auch ein neues System zur genetischen Herkunftskontrolle von Fleisch. Hierfür wird den Tieren beim Setzen einer speziellen Ohrmarke eine Gewebeprobe entnommen. Die Proben werden analysiert und die DNA-Profile in einer Datenbank gespeichert. Werden im Handel dann Fleischproben gezogen, können deren DNA-Profile mit denen in der Datenbank verglichen werden. So lässt sich die Herkunft eindeutig nachweisen. Die genetische Herkunftskontrolle soll bestehende Systeme ergänzen; die Kosten betragen laut Anbieter bei stichprobenartigen Kontrollen nur einige Pfennige pro Kilogramm Fleisch betragen. In mehren europäischen Ländern, z. B. Italien, Belgien, Frankreich, ist das System bereits eingeführt worden. In Deutschland wird es derzeit in einem Pilotprojekt getestet.

"Bio" ist immer noch aktuell

Europa ist der weltweit größte Absatzmarkt für Bio-Produkte. Bis zum Jahr 2005 soll deren Anteil am Gesamtmarkt nach der Schätzung von Experten zwischen 5 und 10 % liegen. Gesteigertes Qualitätsbewusstsein der Verbraucher sowie deren Sensibilisierung durch Lebensmittelkrisen tragen zur wachsenden Attraktivität von Bio-Produkten bei.

Viele Lebensmittel, z. B. Vollkornbrot, Käse oder auch Hanfwein, werden bereits mit dem neuen Öko-Siegel gekennzeichnet. Vom Öko-Kaffee über Säfte, Bier und Wein bis zu Forellen werden immer mehr Lebensmittel aus ökologischem Anbau angeboten. Unter den Olivenölanbietern wächst der Bioanteil stetig, und selbst Senf und Essig werden aus ökologisch erzeugten Grundstoffen gewonnen. Die Gemeinschaftsverpflegung ist ebenfalls auf Öko-Kurs, wobei die Umstellung zum Öko-Essen häufig Schritt für Schritt (einzelne Komponenten) erfolgt.

Cross-over-Küche

Die Vielfalt des weltweiten Lebensmittelangebots zeigten die Länderschauen, aber auch die Anbieter regionaler Spezialitäten aus Deutschland. Nicht zu übersehen war der Trend zur so genannten Cross-over-Küche: Aus Zutaten unterschiedlicher Regionen wird ein Lebensmittel oder eine Speise kreiert. Ob "Caribic"-Brotaufstrich aus Schleswig-Holstein (mit Bananen, Ananas, Kokos und Blue Curacao), Elch-Wurst aus Norwegen, Löwenzahn-Apéritif aus Nordrhein-Westfalen, Walnuss-Pesto aus Genua, Tex-Mex-Wachteln aus Frankreich oder kölsche Blutwurst-"Tapas" – alle diese Produkte versprechen dem Käufer ein besonderes Geschmackserlebnis.

Functional Foods

Lebensmittel, die gesundheitsfördernd wirken sollen, waren auch auf der diesjährigen Anuga wieder ein Trend. Insbesondere in den Produktgruppen "Milch und Milchprodukte" (z. B. probiotische Müsli-Drinks) und "Getränke" konnte man neue Kreationen probieren. So z. B. ein Apfel-Apfelsinen-Traube-Kirsch-Saft mit Omega-3-Fettsäuren, der mit dem Logo der Deutschen Herzstiftung vermarktet wird. Aber auch ein probiotisches Müsli wurde den Fachbesuchern vorgestellt. Die Kombination von (getrocknetem) probiotischem Joghurt mit herkömmlichen Müslizutaten (Geschmacksrichtungen: Banane, Schoko, Joghurt; Kirsch, Mandel, Joghurt; Erdbeer, Vanille, Joghurt) soll Fitness und Wohlbefinden fördern.

Getränke

Im Mittelpunkt des Interesses standen in diesem Jahr innovative Mischgetränke. Neben Cola-Bier-Kombinationen konnte man z. B. Bier-Apfelsaft-Mischungen oder Tequila-Bier-Kombinationen probieren. Zahlreiche Getränkehersteller stellten neue Energy-Drinks mit Taurin, Guarana und doppelter Coffeindosierung sowie Wellness-Drinks in neuen Geschmacksrichtungen, z. B. Birne-Blutorange oder Kürbis-Melone, vor. EU12/01

 

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